Mit einem kühlen Bier in den Händen und vom Tag müden Beinen im Wasser warten, bis die Sonne den Horizont küsst. So in etwa klingen bei der Surfschule „Mission to Surf“ am Neusiedler See Arbeitstage aus. „Das ist unser Büro“, sagt Marvin Kolovitsch, krault seinen Labradorwelpen Neruda hinter dem Ohr und grinst breit. Da sich der Wind an diesem heißen Sommertag in nobler Zurückhaltung übt, hat der Kitesurflehrer Zeit – go with the flow.

„Das ist das Schöne an diesem Sport, dass er sehr sozial ist. Wenn das Wetter nicht mitspielt, setzt man sich einfach zusammen und quatscht.“ Dabei ist der 30-Jährige ein Surfer zwischen den Welten. Während des Schuljahres ist er für seine Schüler der „Herr Professor“ und unterrichtet Spanisch und Englisch am Pannoneum in Neusiedl am See, ein Oberstufengymnasium für Wirtschaft und Tourismus.

Professor in Shorts und Flip Flops

So wie einer der wohl ältesten Kitesurfer hier am Neusiedler See. Der 87-jährige pensionierte Taxifahrer kommt immer frühmorgens, um seine Runden zu drehen. „Mittags muss er nämlich wieder zu Hause sein, weil seine Frau das Mittagessen kocht“, erzählt Kolovitsch. „Aber wenn er heimfährt, hat er immer einen fetten Grinser im Gesicht.“
Kolovitsch selbst, der in Pottersdorf in Niederösterreich aufgewachsen ist, stieß erst nach der Matura auf seine Liebe zum Surfen. „Ich bin im Rahmen eines Auslandspraktikums nach Tarifa in Spanien gekommen. Es gab keine Wellen mehr, dafür aber jede Menge Wind, so hat sich dann das mit dem Kitesurfen ergeben.“

Feuerroter Drachenflügel

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Seit 2014 ist er nun Teil des 35-köpfigen Lehrerpools der Surfschule, die zu einer der größten Mitteleuropas zählt. Seine Tage starten hier um 9.15 Uhr beim Teammeeting. Immer im Gepäck: Sonnencreme. „In einem Sommer brauche ich schon zwei bis drei Tuben auf, die mit Schutzfaktor 50+.“ Um 9.30 Uhr starten schließlich die Kurse, klassische Trainingseinheiten dauern drei Stunden, jeweils vor- und nachmittags. Wobei es immer gilt, spontan und nach den Wetterbedingungen zu reagieren. Aber schön langsam neigt sich auch hier der Sommer seinem Ende zu.
Im Herbst, wenn seine Kollegen Zugvögeln gleich in sonnigere Gefilde aufbrechen, wird Kolovitsch seine erste Maturaklasse in Spanisch haben. Er bereitet sich jetzt schon darauf vor. „Ich will immer alles rausholen. Hier und auch im Klassenzimmer.“