Jeder vierte Österreicher ist tätowiert. Eine Zahl, die Freibadbesucher nur bestätigen können: Körperkunst, so weit das Auge – und der Bikini – reicht. Martin Inzinger, Facharzt in der Abteilung für Dermatologie und Venerologie am Klinikum Klagenfurt am Wörthersee, rät jedenfalls dazu, sich den Gang zum Tattoostudio wirklich gut zu überlegen. „Tätowierungen sind zwar an sich nicht gefährlich, es besteht aber schon Infektionsgefahr, weil es doch kleine Wunden sind, die der Haut zugefügt werden.“ Schließlich werden die Motive mittels Nadeln in eine tiefere Hautschicht, die sogenannte Lederhaut, eingearbeitet.

Der Dermatologe weist auch auf einen anderen wesentlichen Punkt hin: „In Österreich gibt es zu den verwendeten Farbstoffen keine Norm. Am Ende muss man dem Tätowierer das Vertrauen entgegenbringen, dass er eine Farbe verwendet, die zumindest einem gewissen Standard entspricht.“ Die Universität Regensburg nahm 2008 Tätowiermittel unter die Lupe und stieß dabei unter anderem auf Pigmente aus der Autolackindustrie oder Nebenprodukte der Rußherstellung. In Österreich gibt es zwar anders als in Deutschland keine gesetzlichen Regelungen für die Verwendung von Tätowierpigmenten. Allerdings gibt es eine aktuelle Liste mit Chargennummern von Farbmitteln, die als gesundheitlich bedenklich eingestuft wurden (siehe Interview unten).

Vor dem "Stichtag"

Deswegen empfiehlt Dermatologe Inzinger auch, vor dem „Stichtag“ ein ausführliches Gespräch mit dem Tätowierer zu führen und sich von Seriosität und Hygiene des Studios zu überzeugen. Aber auch zukünftige Berufswünsche sollte man in die Entscheidung einfließen lassen. Martin Inzinger: „Vor Kurzem kam eine junge Frau zu uns, die sich ihr Halstattoo rausschneiden lassen wollte. Sie will bei der Polizei anfangen und das Weglasern dauert ihr zu lange.“

Schmerzhaft und teuer

Eine Tattooentfernung mithilfe eines Lasers, der in die Lederhaut eindringt, die Farbpigmente erhitzt und explodieren lässt, ist nicht nur schmerzhaft, sondern geht auch ins Geld. Zwischen fünf und 15 Sitzungen sind je nach Alter und Beschaffenheit der Tätowierung nötig. Eine langwierige Angelegenheit, da man zwischen den Laserbehandlungen vier bis sechs Wochen pausieren muss, damit sich die Haut wieder regenerieren kann. Mit der Frage, warum Tattoos ewig auf der Haut bleiben, beschäftigte sich die Biologiedoktorandin Helen Strandt von der Universität Salzburg. „So viele Menschen sind tätowiert, aber es gibt noch keine Alternative zum Weglasern.“ Strandts Forschungen könnten nun aber der erste Schritt sein, um bei der Entfernung von Tätowierungen neue Wege zu gehen. Die Biologin konnte zeigen, dass Teile des Immunsystems, sogenannte Makrophagen, Tintenpartikel aufnehmen und einschließen.

„Des Rätsels Lösung liegt darin, dass nach dem Tod eines mit Tinte gefüllten Makrophagen genau an derselben Stelle ein neuer Makrophage die Tinte wieder aufnimmt. Da der Prozess ziemlich schnell, nämlich ungefähr innerhalb von zehn Tagen, vonstattengeht, können sich die Pigmente nicht im Körper verteilen und zum Beispiel durch Lymphflüssigkeit abtransportiert werden“, erklärt Helen Strandt, warum Tätowierungen auf der Haut sichtbar bleiben.

Vorm Immunsystem versteckt

Auch ein anderer Zelltyp, die Fibroblasten, übernimmt eine ähnliche Rolle. „Makrophagen und Fibroblasten verstecken die Farbpigmente quasi vorm Immunsystem.“ Genau zu wissen, welche Zellen Tattootinte tragen, könnte ein Schlüssel zu einer effizienten und schonenden Tattooentfernung sein, weil man diese mithilfe von Antikörpern oder einer Creme gezielt „attackieren“ könnte.
Übrigens: Die Forscherin ist selbst stolze Besitzerin von vier Tattoos.