Es ist immer dasselbe.
Man wird sich fürchten.
Man wird Schatten sehen, wo keine sind.
Man wird unters Bett schauen.
Man wird drei Mal kontrollieren, ob die Haustür auch wirklich zugesperrt ist.

Und alles wird nichts helfen, denn der ärgste Feind sind die eigenen Hirngespinste.

Und das Phänomen hat sogar einen Namen. „Sensation Seeking“ nennt sich das Bedürfnis nach dem Angstkick, der sich natürlich ins Unermessliche steigern lässt. Wobei Angst schon einmal der falsche Ausdruck ist, wie der Berliner Psychologe Peter Walschburger weiß: "Unter Gruseln verstehen wir eher das Wort Angstlust. Es kommt ein kurzer Angsteffekt hoch, und gleich unmittelbar danach merkt man, dass man eigentlich in Sicherheit ist.“ Der Mensch liebt also das kontrollierte Fürchten. Ob vorm Fernseher oder im Kino, der Zuseher weiß wie bei einem kontrollierten Laborversuch, dass er eigentlich in Sicherheit ist. „In einem sicheren Hintergrund ist zwar ein Angsteffekt eingebaut, aber der lebensbedrohliche Moment fehlt. Nur noch der Aufregungsmoment sorgt für die Stimulanz.“ Diese sichere Art von Gefahr ist vor allem für Pubertierende spannend und noch einmal ein Extraanreiz. Die Bandbreite des Gruselspektrums ist groß.

Zombies, Monster, Geister haben wir alle zwar noch nie gesehen, aber trotzdem machen wir selten einen nächtlichen Spaziergang über den Friedhof. Es gibt eine Palette an Dingen, vor denen sich der Mensch fürchtet. Einerseits vom Instinkt geprägt, andererseits durch kulturelle Sozialisation. So entspricht die Angst vor der Dunkelheit klar einem Instinktverhalten, während das mulmige Gefühl, das einen bei der Kombination aus Kettensäge und Eishockeymaske beschleicht, durchaus hausgemacht ist.
Ist die Lust am Gruseln extremer als früher? Wohl kaum, gibt es in der heutigen Zeit klare Regeln dafür, welcher Horror Kindern und Jugendlichen zuzumuten ist. Wohingegen früher jede Altersgruppe gruseligen Sagen lauschen durfte, die rund um den Esstisch erzählt wurden.

Noch spannender wurde es aber, wenn es sich um wahre Kriminalfälle handelte. Wie zum Beispiel die Geschichte des „Herzerlfressers von Kindberg“, die einem schon einmal den Appetit verderben kann. Der 30-jährige Paul Reininger hat 1779 sechs Frauen und ein Mädchen auf grausame Weise ermordet und ihnen das Herz herausgeschnitten, um es zu essen. Er war vom alten Aberglauben besessen, dass er nach dem Verzehr von sieben Jungfrauenherzen unsichtbar wird und so sein Glück beim Kartenspielen nutzen kann. Heutzutage wäre die Geschichte des „Herzerlfressers“ schon mehr als blockbustertauglich. Und es ist ein Beweis dafür, dass man sich nicht vor den Hollywood-Produktionen fürchten muss, sondern vor dem Menschen, denn er selbst ist es, der der Traumfabrik überhaupt die Stoffe liefert.

Also, denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal Horror-Patschenkinoabend haben. Das Dunkle ist nicht irgendwo da draußen, sondern vielleicht schon nebenan.