Ihre Kollegen von der deutschen Stiftung Warentest haben gerade einen großen Deos- und Antitranspirants-Test vorgelegt. Solche Tests gab es schon in der Vergangenheit. Wurden die alten Testsieger vom Thron gestoßen?

BIRGIT SCHILLER: Für einen Vergleich müsste man die Produkte von früher immer mittesten, was wir diesmal nicht gemacht haben. In der Kosmetikindustrie ändert sich nämlich regelmäßig sehr viel, ohne dass man das der Verpackung oder der Deklaration ansehen würde. Ohne Recherchen ist leider weder für den Konsumenten noch für uns feststellbar, ob man es noch mit demselben Produkt zu tun hat oder nicht.

Birgit Schiller ist Projektleiterin für Untersuchungen im Bereich Kosmetik/Chemie beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) in Wien.
Birgit Schiller ist Projektleiterin für Untersuchungen im Bereich Kosmetik/Chemie beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) in Wien. © VKI

Fast alle getesteten Produkte enthalten Duftstoffe, um den Schweißgeruch zu bekämpfen.

BIRGIT SCHILLER: Es geht bei Deos aber nicht um das Übertünchen von Gerüchen wie mit einem Parfum, sondern um die Wirkung, dass sich der Schweißgeruch vermindert. Dazu muss man wissen, dass der Schweißgeruch durch das Wachstum von Bakterien entsteht und dieses kann durch Wirkstoffe wie Alkohol, Salbei oder Natron gehemmt werden beziehungsweise kann der entstehende Geruch durch sogenannte Absorber vermindert werden. Bei der Gruppe der Antitranspirants geht es außerdem darum, dass die Schweißbildung messbar – in Millilitern Flüssigkeit – verringert wird. Auch das haben wir überprüft.

Diese Wirkung gibt es allerdings nicht ohne Aluminium, wie der Test beweist.

BIRGIT SCHILLER: Richtig. Schweißminderung geht im Moment nur über Aluminiumverbindungen. Derzeit gibt es keine anderen Inhaltsstoffe, die das leisten.

Aluminium ist aber stark in Verruf geraten. Hat sich das Angebot an Antitranspirants deshalb nicht auch verringert?

BIRGIT SCHILLER: Das Angebot ist tatsächlich viel kleiner geworden. Wir finden auch kaum noch Schummelprodukte, auf denen nur groß „Deo“ steht, die in Wahrheit aber Antitranspirants sind, weil sie Aluminium enthalten. Das hat auch damit zu tun, dass die Konsumenten insgesamt kritischer geworden sind und viel mehr auf die Inhaltsstoffe achten.

Die getesteten Produkte weisen einen Aluminiumgehalt von 2,2 bis 3,9 Prozent aus. Bedeutet mehr Aluminium auch weniger schwitzen?

BIRGIT SCHILLER: Nicht unbedingt. Die Bereiche sind sich noch sehr ähnlich. Produkte mit wesentlich höherem Aluminiumgehalt, die bei krankhaftem Schwitzen helfen, bekommt man nicht in der Drogerie, sondern in der Apotheke – und man braucht ein Rezept vom Arzt.

Zu den Inhaltsstoffen von Deos, die beim aktuellen Test kritisiert werden, gehört ein Duftstoff namens Lilial.

BIRGIT SCHILLER: Lilial (Butylphenyl Methylpropional) haben wir schon länger auf dem Radar, weil es dafür keine sichere Anwendungskonzentration gibt. Der Stoff, der nach Maiglöckchen duftet, findet sich aber quer durch den ganzen Kosmetikmarkt von der Seife bis zum Deo und der Gesichtscreme. Leider ist kein Verbot für Lilial in Sicht. Eine zweite Problemsubstanz ist Lyral, das wird aber ab 2021 verboten, und die Hersteller haben schon reagiert: Man findet es kaum noch in der Kosmetik.

Das sind jetzt nur zwei kritische Inhaltsstoffe.

BIRGIT SCHILLER: Aber diese zwei sind die offensichtlichsten. Interessant ist allerdings auch, dass gerade unter den Duftstoffen viele potenziell allergen sind und deshalb auch ausgelobt sein müssen. Wer Allergiker ist, hat bei Duftstoffen kaum eine Chance, einen zu finden, der nicht auf der Liste der 26 allergenen Stoffe steht. Es gibt aber auch nur wenige Produkte, die nicht mit Duftstoffen versehen sind. In unserem Test war das ein Kristalldeostick, der leider auch nicht besonders gut gegen Schweißgeruch geholfen hat. Nicht bei uns im Test, aber auf jeden Fall auf dem Markt sind neuere Produkte wie Deocremen auf Natronbasis, die oft ohne Duftstoffe auskommen, weil sie von Firmen stammen, die sich ohnehin schon lange Gedanken über Inhaltsstoffe machen.

Bietet Naturkosmetik hier generell die besseren Inhaltsstoffe?

BIRGIT SCHILLER: Das muss nicht sein. Es gibt ja zum Beispiel auch Leute, die Natron gar nicht gut vertragen. Bei Deocremen aus der Naturkosmetik ist aber die Liste der Inhaltsstoffe recht übersichtlich. Da finden sich oft zwei bis drei Fettkomponenten und Natron, vielleicht noch Zink, das ein bisschen vor Nässe schützen soll, wie man es von Wundschutzcremen kennt. Duftstoffe wurden eventuell schon ganz weggelassen. Als Konsument hat man auf jeden Fall die Möglichkeit, die Inhaltsliste noch zu verstehen, was bei klassischer Kosmetik ja längst schon nicht mehr möglich ist – vor allem, weil die Liste so lang ist. Wer hier allergisch reagiert, weiß gar nicht mehr, worauf: Ist es ein einzelner Inhaltsstoff oder die Mischung insgesamt?

Welchen Tipp können Sie Konsumenten für den Einkauf von Deos und Antitranspirants geben?

BIRGIT SCHILLER: Zuallererst gilt: Wer kein Problem damit hat, dass er überhaupt schwitzt und damit zufrieden ist, dass es wenigstens nicht unangenehm riecht, braucht nicht unbedingt ein Antitranspirant. Damit hat man schon einmal das Aluminium weggelassen – dafür spricht zumindest das Vorsorgeprinzip. Weiters sollte man, wie bereits besprochen, auf die Duftstoffe achten.

Was empfehlen Sie jenen, die sich ihr Deo als Naturkosmetik selbst machen wollen?

BIRGIT SCHILLER: Hier ist man am ehesten im Bereich der Deocremen, die man mit Natron herstellt, unterwegs. Man muss halt viel experimentieren, bis man das gewünschte Resultat erzielt. Bei der Produktion ist stark auf Hygiene zu achten, und um ein immer gleichbleibendes Produkt herstellen zu können, braucht es eine sehr genaue Waage. Es ist übrigens ein Irrtum, dass ätherische Öle der Haut nicht schaden können, nur weil sie natürlich sind.