In Österreich ertrinken jährlich 40 Menschen, rund fünf von ihnen sind Kinder. Nur die Hälfte der Unter-19-Jährigen können in Österreich schwimmen, warnte der Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV), Othmar Thann. Eine neue Studie zur heimischen Schwimmkompetenz zeigt außerdem, dass viele ihr Können überschätzen.

Zum Beginn der Badesaison häufen sich leider auch jedes Jahr die Ertrinkungsfälle. Viele könnten durch gute Schwimmkenntnisse verhindert werden, zeigt die Untersuchung "So schwimmt Österreich", die gemeinsam mit dem Roten Kreuz durchgeführt wurde. Bei jedem zweiten Eigenheim-Neubau ist heute ein Pool dabei, meinte Thann. Acht Prozent der Bevölkerung ab fünf Jahren sind deklarierte Nichtschwimmer, sieben von zehn lernen es von ihren Eltern.

Nicht für alle Situationen gerüstet

"Das Erlernen von Schwimmfähigkeiten ist von großer Bedeutung", sagte Thann. Ein einzelner Schwimmkurs reiche jedoch nicht, die Experten empfehlen zwei bis drei. Doch selbst dann kann man Badeunfälle nicht ausschließen. Wer im Schwimmbecken gelernt hat, ist nicht unbedingt den Umständen im Meer und in Seen gewachsen.

Fehleinschätzungen

Die Studie zeigte: Rund fünf Prozent der Eltern mit Kindern unter fünf Jahren beurteilten die Schwimmkenntnisse ihres Nachwuchses als sicher oder sehr sicher. Tatsächlich können sich die meisten ab einem Alter von etwa vier Jahren zwar über Wasser halten, die motorischen Voraussetzungen zum richtigen Schwimmen können großteils aber erst zwischen dem fünften und sechsten Lebensjahr entwickelt werden. Das Durchschnittsalter, in dem dies derzeit erlernt wird, liegt bei fünf Jahren.

Lautloser Tod

Kinder und Erwachsene zeigen beim Ertrinken unterschiedliches Verhalten: Vor allem bei den Allerkleinsten handelt es sich um einen völlig lautlosen Tod. Sie schlagen nicht um sich, strampeln und schreien nicht und werden gerade im privaten Bereich sehr oft zu spät entdeckt. Bei Kindern bis fünf Jahren ist Ertrinken die häufigste tödliche Unfallursache; bei den älteren die zweithäufigste.

Auf jedes Kind, das ertrinkt, kommt laut Fokusreport 2018 von "Große schützen Kleine" statistisch gesehen eines hinzu, das zwar gerettet werden konnte, aber schwere Gehirnschäden davongetragen hat. Um zumindest ein Hineinfallen des Kindes zu verhindern, kann ihm beigebracht werden, sich auf den Bauch zu legen und mit den Händen ins Wasser zu greifen.

Richtiges Verhalten im Notfall

Die Spezialisten appellierten vor allem an Privatpersonen: Pools, Biotope und Badeteiche sollten immer mit einem Zaun gesichert werden und selbst bei Anwesenheit mehrerer Erwachsener wird dazu geraten immer einen explizit mit der Aufsicht am Wasser zu betrauen. Harald Hertz, Chefarzt des Roten Kreuzes, rät zu einem Erste-Hilfe-Kurs für ein rechtzeitiges Eingreifen im Notfall. Die richtige Reaktion im Fall eines Atemstillstandes: "144 rufen, auf Freisprechen schalten und sofort mit Herzdruckmassage beginnen." Dabei müsse man – anders als oft im TV zu sehen – die Ellbogen durchstrecken. Jeder Augenblick zählt!