Die Stiftung Warentest ist der Frage nachgegangen, wie viel Holz aus Raubbau in Grillkohle steckt. Die Tester haben den Inhalt von 17 Holzkohlesäcken analysiert. In fünf Säcken versteckte sich Tropenholz. Insgesamt gibt sich die Branche wenig transparent und verschweigt oft Herkunft und Art der verwendeten Hölzer.

Der große Grillkohle-Test

In den vergangenen Jahren häuften sich Berichte von Umwelt­verbänden und Medien, dass Urwälder hier­zulande auf dem Grill landen. Und heute? Die Stiftung Warentest kauf­te 17 Säcke in Supermärkten, Baumärkten, im Getränkemarkt und an der Tank­stelle ein und ließen den Inhalt mit Hilfe eines Spezialmikroskops analysieren. Zudem ermittelten sie, ob die Anbieter die Herkunft und Art des Holzes angeben und befragten sie, aus welchen Wäldern das Holz stammt.

Falsches Siegel führt in die Irre

Das Ergebnis der Analyse zeigt: Nach wie vor verkaufen Händler Tropen­holz, ohne dass Kunden es erfahren. Auf neun Säcken waren weder Holz­arten noch Herkunft angegeben – in fünf davon steckte Kohle aus dem tropischen oder subtropischem Raum. Ein Produkt führt Verbraucher in die Irre: Es trägt ein Siegel des Forest Steward­ship Council (FSC), das die Kohle als nach­haltig und aus heimischen Wäldern ausweist. Tatsäch­lich besteht sie jedoch komplett aus Tropen­holz.

Durch Gesetzes­lücke: Illegale Kohle

Lediglich ein Anbieter benennt das Land, aus dem das Holz stammt. Hersteller sind dazu gesetzlich nicht verpflichtet, aber Trans­parenz wäre dringend nötig. Sobald Grill­kohle auf dem deutschen Markt landet, kann sie legal verkauft werden – selbst wenn das Holz illegal geschlagen wurde. Denn die europäische Holz­handels­ver­ordnung, die sicher­stellen soll, dass nur legales Holz in die EU gelangt, gilt bislang nicht für Grill­kohle und Briketts. Für sie müssen Importeure keine Legalitäts­nach­weise erbringen. Auch behördliche Kontrollen entfallen.

Abholzung in Paraguay und Nigeria

Die Analyse der fünf Tropen­holz-Produkte ergab, dass die Bäume in Afrika oder Südamerika wuchsen. Dort sind Nigeria und Paraguay mit Abstand die größten Lieferanten für Kohle, die hier­zulande Grills anheizt. In beiden Ländern begüns­tigen Korruption und Armut massenhafte Wald­vernichtung. In Paraguay werden riesige Flächen für Vieh­zucht oder Ackerbau gerodet, vor allem im Gran Chaco, einem tropischen Trocken­wald. Der Verkauf der Kohle finanziert die Abholzung mit. Laut einem Bericht der britischen Umwelt­organisation Earth­sight wird kein anderes Wald­gebiet so schnell zerstört wie der Gran Chaco. Nach­haltige Forst­wirt­schaft existiert in beiden Ländern kaum.

Auch in der Ukraine: Raubbau

Häufiger als aus tropischen Gefilden werden Bäume aus unseren gemäßigten Breiten zu Grill­kohle verarbeitet, vor allem aus der Ukraine. Unpro­blematisch ist auch das nicht. In dem Land sind Korruption und illegaler Holz­einschlag weit verbreitet und bedrohen die letzten Urwälder Europas. Knapp die Hälfte der Anbieter teilte der Stiftung Warentest mit, dass sie ihre Kohle zumindest teil­weise aus der Ukraine beziehen. Immerhin sind viele dieser Produkte FSC-zertifiziert. Wie der Sack mit dem falschen Siegel zeigt, bietet es zwar keine völlige Garantie, dennoch ist FSC-Holz besser über­wacht als anderes.

Kohle gegen Verbuschung

Dass Trans­parenz möglich ist, zeigt die einzige vorbild­lich deklarierte Grill­kohle im Test. Sie stammt, wie das Holz, aus Namibia. Das afrikanische Land kämpft seit langem gegen die Verbuschung – weshalb die Verarbeitung der Äste zu Grill­kohle nicht nur unbe­denk­lich, sondern sogar ökologisch sinn­voll ist.