Vizeweltmeisterin im Slalom 1987 in Crans-Montana, zweifache Kristallkugel-Gewinnerin im Slalomweltcup 1985/86 und 1987/88 und achtfache Weltcupsiegerin im Slalom: Roswitha Stadlober weiß nur allzu gut, was es heißt, von einem Sport getrieben zu sein.

Die 55-Jährige ist mit Langläufer Alois Stadlober verheiratet und Mutter von Teresa und Luis Stadlober, beide ebenfalls im Langlaufleistungssport aktiv. Roswitha Stadlober beendete ihre Karriere im Jahr 1988 und begann bei der Raiffeisenbank Radstadt zu arbeiten, wo sie während ihrer Sportlaufbahn bereits immer wieder tätig war. Damals sei es aber, wie sie selbst sagt, noch wesentlich leichter gewesen, einen Job zu finden. Das liege auch daran, dass die „nonformalen Kompetenzen“ von Leistungssportlern wie Motivationsfähigkeit, Zielstrebigkeit oder das Erfassen komplexer Zusammenhänge in Österreich nur allzu selten honoriert werden. „Bei Bewerbungen geht es immer noch stark darum, was im Lebenslauf steht. Ich habe immer wieder die Situation, dass hoch qualifizierte Uniabsolventen den Sportlern gegenüberstehen. Und wer bekommt dann den Job?“

Zahlen sprechen für sich

Auch die Zahlen sprechen für sich. Nur einer von 50 Leistungssportlern in Österreich hat nach seiner Karriere finanziell ausgesorgt. Dabei besitzt nicht einmal die Hälfte der österreichischen Athleten am Ende ihrer Laufbahn eine abgeschlossene Berufsausbildung. Deswegen versucht Kada, schon früher anzusetzen und zu sensibilisieren. „Warum wird man Hochleistungssportler? Weil man etwas in sich trägt, das nur wenige verstehen. Ich bin immer wieder bei Informationsveranstaltungen dabei, wo Eltern kommen, die sich sportlich vielleicht gar nicht auskennen, die aber ein Kind haben, das von einer Sportart getrieben ist.“ Nachwuchshoffnungen sollen also keine Entweder-oder-Entscheidungen treffen müssen. „Als Eltern sollte man den Druck nicht erhöhen. Man muss schauen, welcher Weg der individuell richtige für das Kind ist. Es bringt nichts, zu sagen: Erst wenn du die Matura gemacht hast, darfst du dich dem Sport widmen.“

Anreize schaffen

Außerdem gibt es noch ein anderes Argument, mit dem junge Sportler für die Vereinbarkeit von Sport und Bildung begeistert werden können. „Jetzt schon über die Karriere danach nachzudenken, verstehen 15-Jährige nicht. Das ist auch psychologisch verkehrt. Man muss sagen: Es kann dich auch im Sport verbessern, wenn du den geistigen Fokus auch auf andere Dinge legst.“

Derzeit sind 75 Prozent der 500 Kada-Teilnehmer jünger als 25. „Die meisten kommen nach dem Schulabschluss, um zu sehen, wie es weitergehen soll.“ Natürlich führen aber auch Verletzungen dazu, den Verein aufzusuchen. Roswitha Stadlober führt hier Skirennläuferin Steffi Brunner als Beispiel an. Sie hat sich im Vorjahr einen Kreuzbandriss zugezogen und ist in der verletzungsbedingten Zwangspause in einen Online-Gesundheitslehrgang eingestiegen.