Die Frage:

Meine Tochter(14) zieht sich immer mehr zurück, ich weiß schon, dass sie in die Pubertät kommt und dieser Rückzug als Prozess der Abnabelung zur Entwicklung gehört. Ich komme trotzdem schwer damit zurecht, dass sie kaum mehr mit uns redet. Früher hat sie viel erzählt, was in der Schule los ist, wie es ihr so geht, wie es mit den Freunden läuft, sie war in diesen Dingen immer sehr offen. Jetzt weiß ich eigentlich kaum mehr etwas und ich weiß auch nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Auf Versuche, mit ihr ins Gespräch zu kommen, reagiert sie meistens barsch, oft steht sie einfach auf und geht in ihr Zimmer. Meine Tochter weist mich so oft zurück. Das macht es mir schwer, ihr nahe zu bleiben. 

Die Antwort:

Liebe Inge!

Es ist nicht einfach für Eltern, diese Veränderungen zu verstehen, wenn unsere Mädchen, mit denen wir uns so viel ausgetauscht haben, plötzlich die Kommunikation verweigern. Aber wie Sie selbst schreiben, ist dieses Verhalten auch ein ganz normaler und sogar gesunder Prozess in der Pubertät.

In diesem Alter erzählen sich Gleichaltrige ihre Themen, selten bis gar nicht ihren Eltern. Auch wenn es schwerfällt, das zu akzeptieren, dieses Verhalten ist auch gut so. Sie können aber auch sicher sein, dass sich Ihre Tochter an Sie wenden wird, wenn Sie eine gute Basis miteinander haben, das scheint auch so zu sein, wenn ich Ihre Beschreibung richtig verstehe.

Spätestens in dieser Phase erfahren wir, dass wir nicht die Freundinnen unserer Töchter sind, sondern ihre Mütter. Dass sich die Zuständigkeiten entsprechend dem Alter der Töchter verändern. Sie haben als Mutter hier andere Aufgaben als noch in den jüngeren Jahren Ihrer Tochter.

Sie erzählt Ihnen nur, was sie für Sie als wichtig erachtet. Und in dieser Phase kommen die Kinder vor allem dann, wenn sie etwas brauchen. Dann ist es auch wichtig, da zu sein und Interesse zu zeigen. Was Sie jetzt vor allem sehen sollten: Es ist ein neuer Abschnitt in Ihrer Beziehung.

Was auch hilft, ist ein Blick in den Rückspiegel. Erinnern Sie sich an Ihre Jugend, vielleicht haben Sie es ähnlich erlebt, oder ganz anders. Auf jeden Fall scheint der Austausch Ihnen mehr ein Bedürfnis zu sein als Ihrer Tochter. Ich kann nur empfehlen, so wenig wie möglich zu fragen. Sie könnten mit ihr, sofern sie das mag, auch ein Mutter-Tochter-Wochenende machen, mit ihr Zeit verbringen, Dinge unternehmen, zu denen sie Lust hat. Das kann die Beziehungstärken. Seien Sie interessiert, aber nicht neugierig. Genießen Sie ihr Wachstum und ihr Heranreifen.