Was ist Lebensqualität? Für das Ehepaar, das hinter diesem Projekt steht, hat sie viel mit kurzen Wegen zwischen Wohnraum und Arbeitsplatz zu tun. Außerdem träumten die zwei von einem Schwimmteich vor der Haustür. Auf dem Grundstück im Umland von Wien, das der Bauherr 2015 von seinem Vater erbte, schien beides möglich zu sein. Dass das bestehende Einfamilienhaus aus den 1980ern dafür in irgendeiner Form erweitert werden musste, war klar.

Praxisgebäude und Saunahäuschen mit „Maisharpfe“ als Sichtschutzwand bilden das neue Gegenüber zum Haupthaus
Praxisgebäude und Saunahäuschen mit „Maisharpfe“ als Sichtschutzwand bilden das neue Gegenüber zum Haupthaus © HEIMO SCHIMEK

Eine erste Vorstellung davon, wie dies konkret aussehen könnte, bekam das Paar, als es erstmals das Haus von Freunden in der Steiermark besuchte: ein Projekt des Grazer Architekten Heimo Schimek. „Uns fiel dort etwas auf, das wir lustig fanden: ein funktional sinnloser, dafür aber ästhetisch äußerst ansprechender Steg“, erzählt der Bauherr von einer Aussichtsplattform, die für den eigenen Um- und Zubau Pate stand.

Der Steg lädt zum Schauen und Verweilen ein...
Der Steg lädt zum Schauen und Verweilen ein... © Schimek

Heimo Schimek plante für seine neuen Auftraggeber in der Folge ein Ensemble von drei einzelnen Holzpavillons, die durch Stege verbunden sind, und schlug damit sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Durch die Anordnung der Gebäude entlang der Grundstücksgrenzen ergibt sich ein dreiseitig geschlossener, blickgeschützter Raum, ein Innenhof, in dem der heiß begehrte Schwimmteich angelegt wurde. Was bis zum Umbau ein wenig einladender Garten war, ist jetzt ein ansprechender, leicht asiatisch anmutender Naherholungsraum. Gleichzeitig entstanden die gewünschten Arbeitsräume mit separaten Zugängen von außen.
Einer der Holzbauten dockt als neues Atelier der Hausherrin direkt an das Wohnhaus an und bietet im Obergeschoß eine Dachterrasse zum Schlafzimmer im Altbestand.

Grundriss Erdgeschoß
Grundriss Erdgeschoß © Schimek
Das Wohnhaus nach dem Umbau - mit angebautem Atelier der Hausherrin
Das Wohnhaus nach dem Umbau - mit angebautem Atelier der Hausherrin © Heimo Schimek

Etwas abgesetzt von diesem Anbau wurde die neue Praxis für den Hausherrn, der als Psychologe arbeitet, in den Garten gestellt. Im rechten Winkel hierzu beherbergt Pavillon Nummer drei die neue Sauna für das Paar. Bei der fünf Meter hohen Sichtschutzwand zum Nachbarn hin, in die diese Sauna integriert wurde, hat man sich optisch von einer steirischen Maisharpfe inspirieren lassen.

Dei Bewohner in einer der Sitznischen in der "Maisharpfe"
Dei Bewohner in einer der Sitznischen in der "Maisharpfe" © Heimo Schimek

Stege zu ebener Erde und im ersten Stock bieten eine Vielzahl an Plätzen zum Schauen und Verweilen. Das Obergeschoß des Praxisgebäudes erhielt zusätzlich noch eine auskragende Terrasse – über Stege geht es hier direkt zu „Maisharpfe“ und Saunahaus. „Zuerst wollten wir von hier aus sogar noch eine Brücke zum Wohnhaus spannen“, erzählt der Bauherr. Das wäre dann aber doch zu viel der Verbindung gewesen: Der Praxisbetrieb bzw. Atelierbesucher sollen denjenigen Partner, der hier gerade nur wohnt, schließlich ja nicht stören.

Grundriss Obergeschoß
Grundriss Obergeschoß © Schimek

Gebaut wurde mit Holz. Mit dem Fokus auf Baubiologie wurde unbehandeltes Lärchenholz für die Fassaden gewählt. Innen bestimmt Weißtanne an Wänden und Decken das Erscheinungsbild, hinzu kommen Böden aus weiß geölter Lärche.

Innen zeigt sich Weißtanne an Wänden und Decken.
Innen zeigt sich Weißtanne an Wänden und Decken. © Schimek

Als reizvoller Kontrast zu den Holzpavillons blieb das alte Haupthaus außen optisch ziemlich unverändert, wenn innen auch tüchtig modernisiert wurde. „Die 1980er waren stilistisch nicht gerade die beste Zeit“, sagt der Hausherr. „Die zentrale Herausforderung für den Architekten war, aus dem alten Gebäude etwas zu machen, ohne gleich alles abzureißen“, sagt er. Mit dem Resultat sind beide Bewohner glücklich.