Die "Fünf Freunde" in den gleichnamigen Büchern von und nach Enid Blyton haben manches gefährliches Abenteuer überstanden. Als Erwachsene müssen sie nun die schwierigste Herausforderung meistern: die Umstellung auf makrobiotische Ernährung. "Fünf Freunde essen glutenfrei" heißt das erste Buch einer satirischen Fortsetzung der Serie, in dem selbst Timmy der Hund mit Vollwertkost zurechtkommen muss.

Generationen junger Leser wissen um den Nervenkitzel, wenn Anne im Laufe eines "Fünf Freunde"-Romans feststellt: "Es ist ein Abenteuer!" Dann hat die Geschichte Fahrt aufgenommen und Julian, Dick, Anne, Timmy und ihre burschikose Cousine George bekommen es mit Schmugglern und anderen finsteren Gestalten zu tun. Seit einigen Jahren gelten die Originalausgaben allerdings als verpönt: Rassistisch, fremdenfeindlich, sexistisch und voller schwarzer Pädagogik, eben in allen Belangen überholt, seien die Bücher. Trotzdem verkaufen sie sich weiter millionenfach
pro Jahr.

In einer politisch korrekten Welt

Der britische Humorist Bruno Vincent zeigt in "Fünf Freunde essen glutenfrei", wie sich das Quartett in einer politisch korrekten Welt zurechtfindet - oder eben nicht. Das ist Auftakt einer neuen Serie "Enid Blyton für Erwachsene". Der demnächst folgende zweite Teil trägt den Titel "Fünf Freunde werden Helikoptereltern", im England erschienen bereits weitere Bände wie "Five To Give Up The Booze" (etwa: Fünf Freunde entsagen dem Alkohol).

Vincent hat dabei Sprache, wiederkehrende Motive Besonderheiten und Charaktereigenschaften aus Blytons-Romanen parodiert. Am meisten Spaß haben daher jene, die mit dem alten Stoff vertraut sind. Da stößt man wieder auf Georges neurotischen Erfindervater Quentin, der bei jeder kleinen Lärmbelästigung auszuckt. Diesmal rettet er die Welt, indem er einen Automotor baut, der mit Erdnussöl betrieben wird. Auch den holzschnittartigen Illustrationen und der kitschigen Umschlagsgestaltung begegnet man wieder.

Nimmt pointiert "Bobo"-Welt aufs Korn

"Fünf Freunde essen glutenfrei" nimmt zugleich herrlich pointiert die Bobo-Welt aufs Korn. "Das sind Zoodles. Das sind Nudeln, die aus Zucchini gemacht wurden. Schmeckt genauso - ihr werdet keinen Unterschied bemerken", sagt Anne zu ihren Gefährten. Zwischen Bikram-Yoga und einem Besuch bei einem Ernährungsexperten, der für ein bisschen Rat zur Diätumstellung ein fettes Honorar kassiert, hat die mittlerweile junge Frau einen Spiralschneider zugelegt. Anne denkt bei ihrer Motivation "an Gwyneth Paltrow, die so aufgeräumt, glücklich und rein wirkte".

Und wieder heißt es: "Das ist ein Abenteuer!". Wahrlich: Es gilt die Folgen von Clean-Eating zu verdauen (für den Vierbeiner Timmy ein besonderes Problem), Kaffee durch eine Tasse heißes Wasser mit Zitrone zu ersetzen und unappetitlich aussehende Smoothies mit hohem Omega-3-Gehalt zu schlucken. Kein leichtes Unterfangen, selbst Anne muss sich bald eingestehen, dass sie "plötzlich schwach geworden" war und "am Donnerstagnachmittag einen halben Keks verspeist" hatte. Am Ende eines kurzweiligen Lesevergnügens landet der Spiralschneide übrigens im hohen Bogen in einem Bach.