Großbritannien verbietet Energy-Drinks für Kinder und Jugendliche. Ist das eine gute Idee?

„Wir in der Gesundheitsförderung arbeiten lieber über positive Anreize statt mit Verboten“, sagt Sabine Wallner von Styria vitalis. Auch wenn sie den Wunsch nach einer „schnellen Lösung“ verstehen könne – die Bevölkerung wird immer dicker, schaufelt zu viel Zucker in sich hinein –, sei es langfristig effektiver, die gesunde Alternative zur attraktiveren Alternative zu machen. „Durch besseren Geschmack oder einen günstigeren Preis entscheiden sich Konsumenten gerne für die gesunde Variante“, sagt Wallner. An Schulbuffets werde das zum Beispiel versucht.

Warum sind Energy- Drinks für junge Menschen besonders ungesund?

„Auch Erwachsene sollten Energy-Drinks nicht im Übermaß trinken“, stellt Ernährungsexpertin Sonja Lackner (Med Uni Graz) zunächst fest. Durch ihr geringeres Körpergewicht reagieren Kinder aber viel empfindlicher auf die enthaltenen Stoffe als Erwachsene – eine Dose Energy-Drink enthält immerhin so viel Koffein wie ein Espresso. Auch die Weltgesundheitsorganisation, die deutsche Verbraucherzentrale sowie die Verbraucherorganisation Foodwatch haben bereits gefordert, dass der Verkauf von Energy-Drinks an unter 18-Jährige verboten wird. Eine Studie hat nämlich gezeigt, dass sowohl Jugendliche als auch Erwachsene nicht mehr als drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag zu sich nehmen sollen. Für einen Jugendlichen mit 50 Kilo wären das 150 Milligramm pro Tag – diese Menge wird mit zwei Standarddosen (250 ml) bereits überschritten. „Energy-Drinks sollten für niemanden ein fester Bestandteil des täglichen Lebens sein“, sagt Lackner.

Wie wirken Energy- Drinks im Körper?

Wer einen Energy- Drink zu sich nimmt, versetzt seinen Körper quasi in Alarmbereitschaft: Stresshormone werden ausgeschüttet, das Herz arbeitet schneller, die Gefäße ziehen sich zusammen, der Blutdruck steigt. Die Folgen, die man spürt: Unruhe, Nervosität, Zittern, Herzrasen, Probleme beim Einschlafen. „Wenn die Wirkung nachlässt, kann es zu Kopfschmerzen und Schwindel kommen“, sagt Lackner. Auch Auswirkungen auf die Psyche – vermehrte Ängstlichkeit – seien möglich.

Neben Koffein und anderen aufputschenden Substanzen (Taurin, Teein) enthalten Energy-Drinks auch große Mengen Zucker, der die Zähne angreift (Karies!) und zu Übergewicht führt. Wallner sagt: „Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit dem Auto, steigen voll ins Gas, bremsen runter, steigen wieder voll aufs Gas. So geht es unserem Körper, wenn er mehrmals pro Tag diese Koffein-Zucker-Mischung getankt bekommt.“ Das könne auch langfristige Konsequenzen haben: „Ein übermäßiger Konsum von Energy-Drinks kann bei Kindern und Jugendlichen zu Herzproblemen und Bluthochdruck führen“, sagt Lackner.

Wie sollten Eltern nun mit Energy- Drinks umgehen – ganz verbieten?

„Bei Kindern, ja“, sagt Wallner. Kein Elternteil würde einem Kind einen Espresso mit zehn Stück Würfelzucker vorsetzen, vergleicht sie. Bei Jugendlichen sei es wichtig, dass Thema anzusprechen: Ab und zu einen Energy- Drink würde der Körper verkraften – problematisch werde es, wenn die Getränke regelmäßig konsumiert werden, sagt Wallner. „Oder wenn damit Grenzen verschoben werden.“ Ich habe zu wenig geschlafen, bin müde – Energy-Drink. Ich habe Hunger, aber keine Zeit zum Essen – Energy-Drink. „Das sind wichtige Signale des Körpers, die man ernst nehmen sollte“, sagt Wallner.

Wie kommt man ohne Doping aus der Dose energiegeladen durch
den Tag?

„Doping aus der Brotdose“, ist der Rat von Wallner. Wer regelmäßig isst und trinkt, habe den ganzen Tag über genug Energie. „Genug Flüssigkeit beugt Konzentrationsproblemen vor und ist besonders wichtig“, sagt Wallner. Schließlich besteht das Gehirn zu 75 Prozent aus Wasser.