Eine Revolution – das war das Ziel der bisher anonymen Erschaffer von Bitcoin. Und tatsächlich konnten sie weltweit einen Wandel herbeiführen. Allerdings nicht mit ihrer Kryptowährung, die zu einer hochspekulativen Handelsware verkommen ist. Vielmehr ist es die Technologie dahinter, die ganze Industriesparten umkrempeln könnte.

Blockchain ist das Zauberwort. Dabei handelt es sich um eine große Datenbank, in der Bitcoin-Überweisungen in Blöcken zusammengefasst und verschlüsselt werden. Jeder Block wird mit dem vorherigen verkettet, alle Überweisungen sind gespeichert.

Die Fälschungssicherheit wird gewährleistet, weil diese Datenbank auf den Computern Tausender Nutzer existiert. Erst wenn alle Teilnehmer dieses Netzes die Überweisung akzeptieren, wird sie durchgeführt. Wenn jemand versucht, die Blockchain zu manipulieren, wird das sofort von den anderen Teilnehmern erkannt. Diese Vorgänge brauchen sehr viel Rechenpower und Strom. Belohnt wird dieser Aufwand mit Kryptowährungen wie Bitcoin.

Industrie entdeckt das Thema

Lange wurden Bitcoin und Blockchain belächelt. Doch einige sahen das Potenzial der Technologie, die viel mehr kann als Überweisungen. 2013 begann der Bitcoin-Programmierer Vitalik Buterin mit der Entwicklung einer neuen Blockchain namens Ethereum. Das Besondere: Sie kann kleine Programme ausführen, sogenannte Smart Contracts. Klassisches Beispiel wäre ein automatisierter Einkauf, der durch die Blockchain nicht nur manipulationssicher wird, man braucht dank Kryptocoin auch keine Bank mehr. 2015 ging das System online und ist inzwischen ein wichtiger Innovationstreiber.

Im selben Jahr versammelte auch die Linux Foundation mehrere große Industriepartner wie Airbus, IBM, Cisco, Intel oder JPMorgan, um ein eigenes Blockchain-Projekt umzusetzen, den Hyperledger. Der zentrale Unterschied zu Ethereum oder Bitcoin: Hyperledger ist nicht öffentlich. Die Datenbank hat nur eine begrenzte Anzahl von Nutzern und nimmt an der Blockchain teil. Man braucht auch keine Kryptowährung. Die Ersparnis durch schlanke Prozesse bringt den Nutzen.

Das sorgt in der Community für eine Spannung zwischen jenen, die ein offenes System vertreten und jenen, die für ein geschlossenes sind. Ein Vertreter der offenen Blockchain ist Thomas Zeinzinger vom Blockchain-Hub Graz. „Gesellschaftlichen Mehrwert bietet ein System, das dezentral und mehrheitlich im Privatbesitz ist.“ Zwar hätten auch geschlossene Systeme ihren Nutzen, allerdings begebe man sich in die Abhängigkeit von Konzernen.

Waschmaschine und Lieferschein

Konzernen wie IBM. Seit 2015 arbeitet der IT-Riese am Thema Blockchain. Ein erster Anwendungsfall war eine intelligente Waschmaschine von Samsung. „Die Waschmaschine erkennt, dass sie Waschpulver braucht. Dann soll sie es gleich kaufen und bezahlen“, erklärt IBM-Experte Christian Minarovits. Geregelt wurde das mit einer IBM Blockchain.

Auch die Reederei Maersk setzt auf die IBM-Lösung. „Bei der Blumenlieferung von Kenia nach Rotterdam gingen sehr oft die Lieferpapiere verloren“, erklärt Minarovits. Der Prozess wurde mittels Blockchain automatisiert. Das Projekt sei so erfolgreich, dass es ausgebaut werde.

Online wetten

Einen anderen Weg geht das österreichische Unternehmen Herosphere, eine Wettplattform für Computerspiele. Für Online-Wetten gibt es strenge gesetzliche Vorschriften. Deshalb kann man bisher nur mit Fantasiegeld wetten. Seit Jänner wurde auf Ethereum-Basis ein Smart Contract entwickelt – samt Kryptowährung mit Namen „Herocoin“.

Mitgründer Philip Peinsold: „Ethereum hat einen guten Ruf, da geht es um Vertrauen und Sicherheit.“ Mit Herocoins wird der Wettablauf automatisiert, man kann sie setzen und gewinnen. Derzeit läuft das Initial Coin Offering, der erste Verkauf dieser Coins.