Mae (Anna Posch), eigentlich Michaela, ist ein Wildfang, ein Trotzkopf, verletzt und verletzend, goschert, aufbrausend. Immer auf dem Sprung. Wir lernen sie erst einmal als Sprayerin auf der Flucht vor der Polizei kennen. Sie wird erwischt und bestraft: Sie muss Sozialarbeit im Wiener Aids-Hilfe-Haus leisten. Diese Bestrafung macht eine Altersbestimmung möglich: Sie wird um die 18 Jahre alt sein.

Das Regieduo Sabine Hiebler und Gerhard Ertl erzählt nach der gleichnamigen Romanvorlage von Cornelia Travnicek eine tieftraurige und doch optimistische Geschichte eines jungen Lebens zwischen Kindheit, Teenager-Alter und Erwachsenwerden. Unter besonderer Berücksichtigung von Lebensgefühlen wie Verlust, Wut, Auflehnung, Sinnsuche und Lebenslust.

Geschliffene Kanten

Während Travnicek, die vor drei Jahren beim Bachmann-Wettlesen mit dem Publikumspreis belohnt wurde und 2013 Klagenfurter Stadtschreiberin war, ihren Roman härter konturiert, schleifen die Filmleute die Kanten mehr ab. Mae kommt als Verlorene ins Bild, die mit sich und ihrer Umwelt nicht zurande kommt. Innerhalb einer Clique treibt sie sich nächtens mit der Spraydose herum, nächtigt in einer besetzten Wohnung, schlägt sich mit ihrem Freund (Thomas Schubert) und der etwas älteren Freundin Tamara (Stefanie Reinsperger) herum, ehe sie im Aids-Hilfe-Haus auf Paul (Markus Subramaniam) trifft.

Zuerst tut sie (fast) alles, um dort allen auf die Nerven zu gehen, doch der an Aids und Hepatitis C erkrankte Paul lässt sich nicht abschrecken. Die beiden kommen einander näher und Mae beginnt, von sich zu erzählen. Von ihrem Bruder Sebastian, der an Leukämie gestorben ist und von dem sie die Titel gebenden roten Turnschuhe geerbt hat, und ihrem Dasein als Scheidungskind.

Die Beziehung zu Paul ermöglicht auch eine Annäherung an die von ihr als deppert eingeschätzte Mutter (Susi Stach). Szenisch herrlich aufgelöst die Wiedersehensszene: Mutter und Mae stehen in der Tür, können einander nicht näherkommen, obwohl sie das offensichtlich wollen, wie es die hatscherte Umarmung erahnen lässt.

Kameramann Wolfgang Thaler ist mit seiner Handkamera sehr nah an den Personen dran und vermittelt eine nie indiskrete Intimität. Als atmosphärisch wunderbare Filmmusik setzen Hiebler/Ertl Nummern österreichischer Musiker wie Clara Luzia, Bilderbuch etc. ein. Die junge Anna Posch ist fast in jeder Szene dieses außergewöhnlich gelungenen Films präsent und ein absolutes Versprechen für die Zukunft.
REINHOLD REITERER

Ab 25. September in den Kinos.