Es sagt einiges aus, dass der Ausdruck „Fake News“ einer der Anglizismen ist, die nicht mehr ins Deutsche übersetzt werden müssen, weil sie offenbar Allgemeingut geworden sind. Dafür hat nicht zuletzt Donald Trump gesorgt, der seit seinem Aufstieg auf die politische Bühne der Falschnachricht eine neue Prominenz zukommen ließ. Auf den US-Präsidenten reduzieren lässt sich das Phänomen freilich nicht. Über die moralphilosophische Bedeutung der Lüge und ihre Ausprägungen in Form von Fake News diskutierten gestern Abend im Rahmen von „Styria Ethics“ (einer Kooperation zwischen Styria und der FH Joanneum) der ORF-Kulturjournalist Simon Hadler und Medienethiker und Philosoph Georg Schildhammer.

Vor Dutzenden Studierenden versuchte Hadler, die Dynamik des Phänomens zu erklären: „Fake News hängen sich an gesellschaftliche Erklärmuster und verstärken diese.“ Vorhandene Vorurteile werden dabei bewusst auf die Spitze getrieben, über die Grenzen der Wahrheit hinweg. Dadurch entstehe ein Krieg der extremen Ansichten und die Empörungsmaschinerie brummt, was insbesondere dem Boulevard und Populisten nutze.

Was also dagegen tun? Der ORF-Online-Journalist rät zur Gelassenheit („Kurz verschnaufen und nachdenken, bevor man sich empört“) und fordert von der Politik einen medienkundlichen Unterricht, der schon in der ersten Klassen Volksschule einsetzen soll, sowie eine „Medienförderung, die ihren Namen verdient“.

Philosoph Schildhammer empfiehlt wiederum eine grundsätzliche Skepsis als Möglichkeit, sich gegen mediale Unwahrheiten zu wappnen: „Wir sollten uns auf keine Autoritäten verlassen, ohne sie zu hinterfragen.“ In der Verantwortung sieht Schildhammer damit nicht nur jene, die Informationen in die Welt setzen, sondern auch die Nutzer: „Hinterfragen Sie die Informationen!“ ORF-Redakteur Hadler mahnt in diesem Zusammenhang aber zur Vorsicht: Die Verantwortung dürfe nicht auf die Leser abgeschoben werden. Allerdings seien im Umgang mit der Dynamik wirkmächtiger Falschnachrichten „alle gesellschaftlichen Player gefragt“.