Kunst, fast ohne Ende

28 Galerien, Museen und Kunstvereine sind mit von der Partie, wenn heute in Graz die Galerientage ihren Auftakt nehmen. Bis Sonntag stehen da Ausflüge in die Science Fiction, unternommen von Michaela Konrad bei Artelier Contemporary, ebenso auf dem Programm wie Einblicke in das Schaffen von Elmira Shemsedinova (QL-Galerie), Branko Lenart (Reinisch Contemporary) oder in die "Wüste der Wirklichkeiten" (ESC Medien Kunst Labor). Meine Kollegin Susanne Rakowitz hat das bemerkenswerte Angebot der Kunst-Initiative gesichtet und Empfehlungen ausgesprochen, denen man sich vorbehaltlos anschließen kann.
Aktuelle Kunst in Graz, 12. bis 14. Mai. www.galerientage-graz.at

Einmal muss natürlich Schluss sein

Nicht nur eine Spielzeit, sondern eine ganze Schauspielhaus-Epoche geht zu Ende: Mit Ende der aktuellen Saison verlassen Intendantin Iris Laufenberg und ihr Team nach acht Jahren Graz, ihre Nachfolgerin Andrea Vilter bringt naturgemäß eine neue Mannschaft mit. Bevor sich das aktuelle Ensemble in alle Winde zerstreut, hat sich ein Gutteil noch einmal versammelt und einen nicht eben kleinen Wurf vollbracht: "Das Ende vom Lied", inszeniert von Sandy Lopicic,  ist eine musikalische Revue, in der die Mitwirkenden noch einmal groß aufzeigen: mit schrägen Musiknummern, aber auch mit prägnanten, pointierten Mono- und Dialogen, in denen jede und jeder einzelne noch einmal glänzt. Das macht den Abschied nicht leichter, aber den Abend ziemlich exquisit.

Burleske mit Pferd

Nino Rota, das war doch der Komponist von „La strada“, „La dolce vita“, „Casanova“, „Der Leopard“ und „Der Pate“? Ja genau, aber zum Drüberstreuen hat er auch noch die Oper "Der Florentiner Hut" komponiert, die, wenn wir hier kurz einmal salopp sein dürfen, kein Schwein kennt. Völlig zu Unrecht, fand man in der Grazer Oper und führt das witzige Werk zu Saisonschluss auf. Und zwar inklusive der Premiere am 13. Mai gleich zwölfmal bis 23. Juni. Weil noch dazu Luchino Viscontis Klassiker "Der Leopard" (Il Gattopardo) mit Rota-Musik heuer sein 60-Jahr-Jubiläum begeht, läuft der Film parallel zur Oper im Grazer Rechbauerkino, und ein Filmgespräch mit Operndramaturgin Dorothee Harpain gibt's am 21. Mai auch dazu. Dabei spricht sie natürlich auch über die Oper, die man getrost als Burleske mit Pferd bezeichnen kann: Von einem ebensolchen wird der im Titel erwähnte Hut nämlich gefressen, was eine Dame ziemlich in Bedrängnis bringt - und schon nimmt eine turbulente Ehebruchs- und Verwechslungskomödie ihren Lauf.

Seltsam und mit Bauch

Das Grazer Theater im Bahnhof erprobt ein neues Format. Ganz im Sinne des Jahresmottos "Unbehagen" wird im Quartier in der Elisabethinergasse an diesem Wochende erstmals der "Seltsame Sonntag" begangen. Der startet zwar zum selben Zeitpunkt wie ein klassischer sonntäglicher Fünf-Uhr-Tee, hat mit Kuchen & Plauderstündchen aber wohl nicht viel gemein: Zum Auftakt modellieren zum Beispiel Helene Thümmel und Andrej Jelen den Bauch von Regisseur Ed. Hauswirth und unterhalten sich, so ist es charmant angekündigt, aus diesem Anlass über "die Monstrosität der Dinge". Monika Klengel untersucht als Äffin unsere Probleme mit der Klimakrise, Felix Klengel singt in einem Nest Songs von George Butterworth. Insgesamt fügt sich hier also eine Reihe seltsamer Kurzprogramm zusammen, "und zum Tatort", verspricht Pressechefin Eva Hofer, "ist man wieder daheim." Klingt nach einem ziemlich perfekten Lockangebot. 
Theater im Bahnhof, 14. Mai, 17 Uhr.

Ed. Hauswirth freut sich schon auf den Abguss seines Bauchs
Ed. Hauswirth freut sich schon auf den Abguss seines Bauchs © (c) KANIZAJ 2022 (Kanizaj Marija)

Sonne, Widerstand & mehr

Andere Städte haben auch schöne Künste; in Wien zum Beispiel beginnen an diesem Wochenende die Festwochen mit ausgesuchten Programmen aus Weltkunst- und -theater. Zum Beispiel ist demnächst die spektakuläre Strand-Opern-Installation „Sun & Sea“ zu sehen, mit der das litauische Trio Rugile Barzdziukaite, Vaiva Grainyte und Lina Lapelyte vor vier Jahren bei der Biennale von Venedig den Goldenen Löwen holte. Meine Kollegin Julia Schafferhofer hat sich das Programmangebot angeschaut und sieben Empfehlungen extrahiert. Klingt alles ausgesprochen sehenswert.
Wiener Festwochen, bis 21. Juni. www.festwochen.at