Das steirische Premierenfestival der freien Szene ist eine Wundertüte. Aus den 26 eingereichten Konzepten wurden von einer Jury sechs ausgewählt, um sich zum Bühnenstück zu entfalten und im Rahmen von newsOFFStyria die Premiere zu feiern. Zum Auftakt wurden nun die ersten beiden Wundertüten aufgerissen.

Den Anfang machte Franz von Strolchen mit „Cables“: eine auf Überraschung getrimmte Inszenierung, die liebevoll übermütig den Effekt sucht. Wie hier mit Texten von Christian Winkler und dem charmant rauen Spiel von Ivica Dimitrijevic sprachvergnügt das Bedeutungsfeld von Kabeln und Steckern vermessen und über Texteinblendungen die Brücke zur österreichischen Korruptionsgeschichte geschlagen wird, stellt sich als Plädoyer für fehlende Perfektion heraus. Ein Hoch dem Mangel in einer Produktion, die so gar nicht mangelhaft ist und erfrischend viel über menschliche Beziehungen, Kabelbrände und Adapter zu sagen hat. Zum Glücksfall wird dabei Nina Ortner, die im Stückverlauf von der Theatertechnikerin zur Performerin mutiert.

Im Anschluss an diese Auftaktproduktion zog der Theatertross vom Theater am Lend ins Kristallwerk weiter, wo das Performancekollektiv Navaridas & Deutinger mit der Premiere von „Stomach“ wartete. Es wurde körperlich: Man nährt sich von der sprichwörtlichen Hand im Mund, kehrt sein Inneres nach Außen und lässt sich bis zur kalkulierten Atemlosigkeit von seiner Nase verführen.