Nach der coronabedingten Absage im Vorjahr, meldet sich das DramatikerInnenfestival mit seiner fünften Ausgabe zurück. Nach kurzen Ansprachen von Iris Laufenberg und Edith Draxl und einer Installation auf dem Freiheitsplatz wurden am Dienstag die ersten zwei Produktionen gezeigt. Das Festival dauert bis 13. Juni.

"Heimat in einfacher Sprache". Ein Spiel zwischen Objekt und Subjekt zieht Barbara Ungepflegt für das DramatikerInnenfestival am Grazer Tummelplatz auf: Passanten werden ungefragt zu Darstellern einer spontanen Anordnung. Wie kann man sich dem entziehen? Indem man sich Kopfhörer aufsetzt und selbst in die Beobachterrolle schlüpft. Die Performance-Künstlerin moderiert den Alltag als Übersetzungsleistung (sinniger Weise aus einer originalen Übersetzungskabine heraus), spiegelt das Gesehene, gewitzt, nicht respektlos, und ermöglicht einen heiteren, subversiven und klugen Perspektivenwechsel.
10.-12. Juni, 15.30-19.30 Uhr, Tummelplatz.

"Wenn der Wald von der Stadt erzählt". Pizza, Koks und Einsamkeit zählen nicht zu jenen Begriffen, die spontan mit dem Wald assoziiert werden. Aber weil es bekanntlich aus dem Wald schallt, wie man zuvor hinein gerufen hat, braucht sich die Fantasie keine Grenzen zu setzen. Und der Fantasie wurden keine Grenzen gesetzt: Texte von vier Autorinnen (Natascha Gangl, Christiane Kalss, Anna Morawetz, Claudia Tondl) und einem Autor (Johannes Hoffmann) liegen der Produktion "Wenn der Wald von der Stadt erzählt" zugrunde, die das Publikum zu einem dramatischen Spaziergang durch den Meranpark am Gelände der Grazer Kunstuniversität einlädt.

Den Darstellern Naemi Latzer, Kirstin Schwab und Florian Tröbinger gelingt es eindrucksvoll und mit erfreulichem Spielwitz, die lose miteinander verknüpften Texte der Dramaforum-AutorInnen zu einem schlüssigen Kontinuum zu formen. Die Zuschauer und Zuschauerinnen folgen Geschichten von zweifelnden Polizistinnen und gigantischen Pilzen, streifen mit den Schauspielern durch das Park-Dickicht und erfreuen sich am Witz, der einmal mehr Erzähl- und ein anderes Mal mehr Sprachwitz ist. Knapp 75 Minuten, im Nu vorüber, erheitern leichtgängig mit nackigen Menschen mit Pizzagelüsten, Netzwerken gegen die Einsamkeit oder den stillen Stimmen im Oberstübchen, die den notorischen Spaßverderber geben.
(Weitere Termine: 9.-12. Juni, 18.30 Uhr)

"Fressen". Auf der Hinterbühne des Schauspielhauses schmunzelten 50 Besucher unter ihren Masken über das Theaterkollektiv Henrike Iglesias und ihre Show "Fressen". Hape Kerkeling sang einmal "Wir sind doch alle nur Kandidaten", aber das soll es eben nicht mehr sein, schon gar nicht "Ich ziehe den Bauch ein", auch wenn das Bühnenbild die billige Ästhetik eines kleinen Privatsenders vermittelt und wie bei einer Gameshow eine Spielleiterin nicht fehlen darf. "Fressen" ist ein Protest gegen einschränkende oder sogenannte "ideale" Körpernormen, an dem sich das Publikum - den Coronaregeln gerecht - beteiligen darf. Am Ende wird alles, was uns so richtig wütend macht rund um das Thema "Ernährung und Körper", im Mixer zerkleinert und zerfressen. Herzlicher Applaus für die 2012 gegründete Truppe. Wäre durchaus spannend zu sehen, wie sich ein männliches Kollektiv mit Körpernormen und Essen auseinandersetzt.
(Keine weiteren Termine)