Sie stieren aus dem Bild, manche schauen einem direkt in die Augen. Teils süffisant, teils gierig, manche sogar belustigt. „Phantastische Folterszenen“ zeigt das Bild aus dem Jahr 1920, so der Titel. Und das, was sich über den Köpfen dieser Armada aus knallig-dominanten Höllenteufeln abspielt, erinnert an eine Höllenqual à la Dante. Doch mit einer wichtigen Einschränkung: Gefoltert werden hier ausschließlich Frauen. Nackt und verbogen, an den Pranger gestellt, eine gigantische Masse, die sich in der Dunkelheit verliert.

25 Jahre alt war die Grazerin Alwine Hotter (1895–1995), als sie dieses Bild malte, und sie stellte hier nicht nur die Frauen, sondern symbolisch ihren Status in einer Männerwelt an den Pranger. Unter den 64 Künstlerinnen, die die Ausstellung „Ladies First!“ umfasst, sticht Hotter mit ihren Bildern heraus. Auch, weil „sie kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs mit großem Mut und unerschrocken die Rolle der Frauen in einer Männerwelt thematisiert“, sagt Kuratorin Gudrun Danzer, die mit Co-Kurator Günther Holler-Schuster 18 Monate an der Ausstellung gearbeitet hat.

Hotter wurde von 1912 bis 1915 auf der Landeskunstschule bei Alfred Schrötter-Kristelli und Anton Marussig ausgebildet. Ihre Bilder – wie die „Rattenfängerin“ (1918) oder der 13-teilige Linolschnitt-Zyklus (1921) – stellen auf prägnante und zynisch-ironische Weise die weibliche Lebenswelt zur Schau. Befreiungsschläge einer Künstlerin, die bereits 1928 ihre Ausstellungstätigkeit einstellte.