Am Anfang waren die drei Abos, erinnert sich Peter Faßhuber an seine Graz-Zeit in den 70er Jahren, als er jeweils eine Dauerkarte für Oper, Schauspielhaus und den GAK besaß. Am Ende war es das Theater im Keller, das im jungen Mann aus Oberzeiring eine Initialzündung auslöste: „Ein kleiner schwarzer Keller, man konnte die Schauspieler fast angreifen, so nah waren sie beim Publikum. So muss ein Theater sein.“ Der Funke war übergesprungen, für das Feuer sorgte Faßhuber bald selbst: Als Junggendarm dem Dienstposten in seiner Heimatgemeinde zugewiesen, begann er gemeinsam mit jungen Mitstreitern Stücke aufzustellen und Theatertreffen zu organisieren. Man hatte Theaterblut geleckt.

„Wir wollten das dann immer ernsthafter machen, erst recht als die Studiobühne da war“, erinnert sich Faßhuber an die Anfänge des Theater Oberzeiring, kurz Theo genannt. Aus einem Stall, in dem sich zuvor die Schweine aufhielten, schufen die Theaterenthusiasten in monatelanger Buarbeit ihre erste und bis heute bestehende Bühne, 1991 mit Peter Turrinis „Die Wirtin“ eingeweiht.

Sein 30-jähriges Bestehen feiert das Theo mit einer eigenen Jubiläumssaison: Monatliche Premieren waren eingeplant, den Auftakt sollte „Der Doppelfehler“ am vergangenen Mittwoch machen. Der coronabedingte Konjunktiv schlägt auch hier zu, das Theo ist vorerst wir alle anderen Theater des Landes geschlossen.

Verständnis hat Faßhuber für diese Vorgehensweise nur bedingt: „Kulturanstalten werden mit allen anderen Freizeit- und Belustigungsbetrieben gleichgestellt.“ Die Erfolge bisheriger Maßnahmen im Kulturbereich würden ignoriert, kritisiert der Theatermacher und Netzwerker. Das Theo steht derzeit still, die adaptierte Planung wurde aber längst aufgenommen: Die „Doppelfehler“-Wiederaufnahme – meistgespielte Produktion der ersten 20 Jahre – wurde in den Jänner verschoben. Felix Mitterers „Panther“ ist für Anfang Dezember angedacht. Voraussetzung ist freilich ein Ende Theater-Lockdowns.

Provinz, aber nie provinziell. Klar verortet, aber durch Festivals oder Gastspiele mit weitem Horizont ausgestattet. Ein Konzept, das auch für langlebige Institutionen wie das Theater im Bahnhof aufgeht, wie Faßhuber bemerkt und betont: „Das kann man auf fast jeden Beruf ummünzen: Wenn man nur bei sich bleibt ist das schwierig, im Theater erst recht.“

Beheimatet im Bezirk Murtal ist das Theo gemessen an der Zuschauerzahl die zweitgrößte Theaterbühne des Bundeslandes. Rund 216.000 Besucher waren es seit dem Start 1991, der Einzugskreise ist groß. 144 Produktionen, darunter 32 Uraufführungen, wurde auf die Bühne gebracht - und das ist einem Ort mit weniger als 1000 Einwohnern. Das Wachstum verlief organisch, hin zum Stadttheater in der Provinz. „Wir haben uns gemeinsam entwickelt, das Publikum, unsere Schauspieler, das Theater.“

Die vor 20 Jahren getroffene Entscheidung, den Beamtenstatus gegen die Bühne einzutauschen, habe er nie bereut, sagt Faßhuber. Weshalb sich der 63-Jährige auch eines nicht vorstellen kann: als Theatermensch in Pension zu gehen.