Nur ein ,Wir' gibt es nicht. Jeder gehört zu vielen verschiedenen ,Wirs'“, sagt Edith Draxl von uniT. „Nur ein ,Wir' wäre Totalitarismus. Unterschiedlichkeiten müssen ausdiskutiert werden.“ Daher begibt sich das vierte internationale Dramatiker*innenfestival in Graz vom 12. bis 16. Juni auf die Suche nach verschiedenen Formen des „Wir-Seins“.

Nach der offiziellen Eröffnung des von Schauspielhaus und Drama Forum/uniT veranstalteten Festivals liefert ein Gastspiel des Burgtheaters am 12. Juni den Auftakt im Schauspielhaus. In „Alles kann passieren“ von Florian Klenk und Doron Rabinovici lesen vier Schauspielerinnen Reden von Europas „starken Männern“. Dabei soll die Wende hin zu einer illiberalen Politik in der Sprache sichtbar werden. Politisch wird es auch am 13. Juni bei Stefanie Sargnagels Lesung, die bewusst in der Böhmermann-Ausstellung im Künstlerhaus angesetzt ist. Sargnagel wird dabei die Frage behandeln, was Kunst eigentlich darf.

Die Internationalität des Festivals zeigt sich heuer vor allem in einer szenischen Lesung, bei der Texte sechs niederländischer und flämischer Autoren am 15. Juni im Schauspielhaus erstmals in deutscher Übersetzung präsentiert werden.

Die Höhepunkte

Ein Höhepunkt wird die Verleihung des Retzhofer Dramapreises, die am 16. Juni im Bildungshaus Retzhof stattfindet. Einen Eindruck von den eingereichten Texten kann man sich bei den „Dramawalks“ rund um das Herz-Jesu-Viertel am 13., 14. und 15. Juni machen.
Neben politischen Statements liefert das Festival auch sehr persönliche Inszenierungen. So verarbeitet der belgische Autor Stijn Devillé in seinem Stück „Gespräch mit dem Regen“ den Tod seiner Tochter (12. Juni, Schauspielhaus). Emotional aufzuwühlen verspricht auch Julian Hetzels „The Automated Sniper“: Mittels Paintballgewehr sollen am 13. und 14. Juni im Schauspielhaus die Grenzen der menschlichen Gewalt zusammen mit dem Publikum ausgelotet werden.

Zu einem Gespräch über „Literatur und Rausch“ mit Ferdinand Schmalz lädt das Schauspielhaus am 12. Juni im Anschluss an die Vorführung von „Schlammland Gewalt“.
Eine Neuheit ist für die nächsten Ausgaben des Dramatiker*innenfestivals angekündigt: Gemeinsam mit dem Next Liberty und dem Theater am Ortweinplatz will man erstmals einen Preis für Kinder- und Jugendstücke vergeben.