Eine kalte, optisch uninspirierte Materialschlacht bot das erste Halbfinale des 64. Song Contests, das musikalisch auch zum bisher schwächsten Semifinale gezählt werden muss, seit zwei Halbrunden aufgrund der hohen Teilnehmerzahl eingeführt wurden (2008). Bei den Aufsteigern gab es kaum Überraschungen ... bis auf San Marino. Dass ein fades, altbackenes Disco-Liedchen wie "Sa Na Na Na", wo sich Ralph Siegel und Dieter Bohlen als Komponisten und Produzenten getroffen zu haben schienen, ins Finale gewählt wurde, zeugt von der bitteren Not dieses Semifinales. "Say No No No", dürfte eigentlich nur die Antwort lauten.

Der Deutsche Florian Wieder, der wie schon beim ESC in Wien (2015) und zuletzt in Lissabon die Bühne designt hat, setzte auf Weite (nach drei Seiten offen) und das Dreieck als wiederkehrendes Element, die meisten Auftritte verloren sich allerdings und hatten keinen "Rahmen". Das Gewitter aus LED-Bombast und Hintergrundvisuals vermochte nicht zu zünden. Eine Ballermann-Bühne, auf der sich etliche Kandidaten verloren. Von den atmosphärischen Raumwirkungen in Kopenhagen (wo Conchita gewann), Stockholm und eben auch Wien bleibt Tel Aviv weit entfernt.

Die Australiern Kate Miller-Heidke konnte als eine der wenigen ihr eigenes Universum schaffen. Ihr Song "Gravity" polarisiert wohl, die Umsetzung war jedoch einer der wenigen schlüssigen Ideen des Abends, für den es auch nicht vier Moderatoren gebraucht hätte. Die kalkulierte Performance von Hatari aus Island mit Hammer und Kettengerassel fiel ebenfalls auf. Die Truppe versteht sich als anti-kapitalistische Band, die sich kritisch mit unserer Konsum-Gesellschaft auseinandersetzt. Rammstein ließen jedenfalls grüßen. Das Pseudo-Schocken ohne melodischen Einfall kann freilich auch langweilen.

Allzu oft wollte die Inszenierung nicht zum Song passen, ob die lächerliche Degen-Choreografie bei der Griechin Katerine Duska oder der Samurai-Touch beim Belgier Eliot (da dachte man wohl, Mega-Trommeln kommen stets gut an). Österreichs Paenda wird dagegen am Donnerstag richtig authentisch wirken.

Fazit: Grelle Spielereien statt Emotionen. Oder auch viel Lärm um nichts.