Nach zwei Einsätzen im Backgroundbereich ist Lissabon Ihr dritter Song Contest am Stück. Wie steht der hiesige ESC im Vergleich da?
Cesar Sampson: Der Wohlfühlfaktor für uns Delegationen ist hier
in Lissabon natürlich sehr hoch: Man kann die Strecken zwischen den
verschiedenen Stationen auch zu Fuß zurücklegen und muss nicht ewig
weit weg von den verschiedenen Locations, um etwas zu erleben.

Das ist besser als in den Vorjahren?
Auf jeden Fall besser als in Kiew und vielleicht sogar ein Stück weit besser als in Stockholm. Von der Organisation her ist Stockholm jedoch unschlagbar. Man merkt hier einfach, dass es etwas auf Sparflammen läuft. Man muss hier sehr viel selbst zahlen. Und Lissabon ist noch keine eingefleischte Eurovision-Stadt wie etwa Stockholm. Das merkt man auch als Künstler. Das Ganze ist nicht so frenetisch, wie ich es von den Vorjahren kenne.

Das bedeutet, die bisherige Probenwoche war für Sie entspannt?
Das war eine absolut entspannte Woche. Aber ich bin auch
nicht der Mensch, der die ganze Zeit um sich das Getöse haben
möchte. Und ich bin über beide Ohren verliebt in Lissabon.

Als Typ sind Sie ja aber ehrgeizig...
Ich bin eher geizig?

Nein, ehrgeizig...
Ach so. (lacht) Nein, ehrgeizig bin ich eigentlich
nicht. Aber ich bin ein geradliniger Mensch, der etwas durchziehen
will, wenn er etwas begonnen hat.

Wird es Sie sehr treffen, wenn es nicht würde mit dem Finaleinzug?
Grundsätzlich geht es im Leben darum sich anzuschauen,
was einem verschiedene Situationen bringen und zu analysieren, was
da passiert ist. Ob ich einen sensationellen Erfolg einfahre oder
ein ernüchterndes Ergebnis: Es ist immer ein Gewinn daraus zu
ziehen. Insofern mache ich mir da im Vorfeld keine Gedanken.

Zugleich sind Sie hier ja auch der Vertreter Österreichs. Fühlen Sie sich als "Patriot"?
Ich bin kein Patriot. Aber ich fühle mich natürlich
verbunden mit den Mitmenschen, mit denen ich aufgewachsen bin und
mit dem Vibe, der in meinem Heimatland herrscht. Ich finde es allein
deshalb spannend, weil ich nicht immer mit dem Gefühl aufgewachsen
bin: Du bist ein Teil von uns. Manche haben das anders gesehen.
Insofern finde ich es spannend, was es mit mir macht, dass ich jetzt
einmal in dieser Situation bin. Das ist wie Klassensprecher sein -
das weckt ein anderes Gefühl von Verantwortung. Man soll nicht immer
nur alles für sich machen.

Sie verstehen Ihr Antreten also auch als Teil eines neuen Österreich-Bildes oder denken Sie so nicht?
Eurovision ist keine Staatsaffäre, sondern für die
Leute, die das gerne sehen. Jemand, den es nicht kümmert, was in
dieser Sendung passiert, wird nicht das Gefühl haben, dass ich ihn
repräsentiere. Ich repräsentiere die Leute, die dieses Projekt
mögen. Und diese Gemeinschaft mag ich.

Ihre Kollegen vom Produzentenkollektiv Symphonix International sind ja nicht nur mit Ihnen, sondern auch mit dem bulgarischen Beitrag im Rennen. Ist es nicht komisch für Sie, dass da zwei Eisen im Feuer sind?
Das sind nicht nur meine Leute - Symphonix sind wir. Wir haben immer mehrere Künstler unterstützt beim ESC - und jetzt ist es halt zufällig so, dass ich einmal ganz vorne stehe. Aber wir sind eine große Familie, die sich gegenseitig hilft und anfeuert. Und man kann die Erfahrungen untereinander abklären. Gemeinsam sind wir stark.

Sie müssen ja aber dennoch hoffen, dass die Bulgaren maximal
auf Platz 2 kommen und Sie auf Platz 1...
Ich wäre auch zufrieden, wenn sie auf Platz 1 kommen und ich auf Platz 2.

Das würde Ihnen gefallen?
Sicher - das wäre ein großartiges Ergebnis für beide.