Nathan mit dem Schweizer Trio Timebelle und Deutschlands Levina mit dem Reiseleiter beim "Israel Calling"-Ausflug
Wie Zoe im Vorjahr pflanzte auch Nathan im Heiligen Land einen Baum
Wie Zoe im Vorjahr pflanzte auch Nathan im Heiligen Land einen Baum © GEHRING

Lang vorbei sind die Zeiten, als der Eurovision Song Contest (ESC) das Ereignis nur eines Abends war – und das nicht bloß durch die notwendige Durchführung von zwei Halbfinali aufgrund der großen Teilnehmerzahl. Für die Fans des Wettsingens werden die Vorveranstaltungen immer wichtiger – auch dadurch, dass sich einige eine Reise und einen Aufenthalt in Kiew nicht leisten können“, wie ESC-Blogger Marc Gehring weiß.

Österreichs diesjähriger Vertreter Nathan Trent schließt seine Promotionreise durch Europa am kommenden Wochenende in Madrid ab, ehe es zu den Proben in die Ukraine geht, wo er im zweiten Semifinale am 11. Mai um einen Platz im Finale singt. Der Tiroler hat an allen wichtigen Pre-Events teilgenommen – in London, Amsterdam und Tel Aviv. Unter dem Titel „Israel Calling“ – in Anspielung auf die einleitenden Worte bei der Punktevergabe – hat sich im Heiligen Land nämlich in nur zwei Jahren quasi ein Mini-ESC als größte und strahlendeste Eurovisionseinstimmung etabliert. Man muss also den Bewerb nicht gewinnen, um Gastgeber für rund zwei Drittel der 43 Kandidaten des aktuellen Jahrgangs zu sein.

Auf die Beine gestellt hat das die empathische TV-Produzentin Tali Eshkoli mit Unterstützung u. a. des israelischen Außen- und Tourismusministeriums sowie des Ministeriums für Jerusalem und das Kulturerbe. Höhepunkt war ein Konzert im Theatre Club von Jaffa vor rund 1000 Besuchern, wo die Live-Qualitäten der Künstler abgetestet werden konnten.

Und es hat nichts mit Patriotismus zu tun, wenn man Nathan Trent eine sympathische Bühnenpräsenz attestiert: Der ausgebildete Musicalsänger und Pop-Newcomer, der in Tel Aviv übrigens seinen 25. Geburtstag feiern durfte, weiß sich wie ein Champion zu bewegen – um einen Ausdruck aus seinem Liedtext „Running on Air“ zu verwenden – und trifft mit Leichtigkeit die höchsten Töne. Bei dem einen oder anderen Ländervertreter zeigten sich durchaus Schwierigkeiten, die Qualität der Studioaufnahmen aus den Videoclips auch live umzusetzen.

Wettquoten

Dennoch muss Nathanaele Koll, wie er bürgerlich heißt, um den Aufstieg ins Finale zittern. Bei den Wettquoten für das zweite Halbfinale pendelt er derzeit zwischen den Rängen elf von 14 – und nur die ersten zehn steigen bekanntlich auf. „Ich gebe nicht auf und kämpfe für meinen Traum“, sagte aber einer von seinem selbst geschriebenen Titel überzeugter Nathan. Den der Besuch der Klagemauer in Jerusalem sehr bewegte: „Als mich keiner sah, habe ich geheult“, gesteht er. Ein Blatt Papier mit seinem Wunsch steckte er dort in eine Ritze. „Er bezieht sich aber auf etwas sehr Persönliches in meinem Leben und jetzt nicht konkret auf zwölf Punkte beim Song Contest“, verriet uns der direkt von ORF-Direktorin Kathrin Zechner nominierte Musiker. Überhaupt war für ihn die Israel-Reise „sehr spirituell, sie hat mir viel Energie gespendet“.
Für Glamour sorgte ein Roter-Teppich-Empfang im Jachthafen der Herzliya Marina in Anwesenheit einiger Botschafter, so auch Martin Weiss, der seit 2015 den Posten des österreichischen Botschafters in Israel innehat.

Ausflug im Rahmen von "Israel Calling": Nathan auf dem Ölberg
Ausflug im Rahmen von "Israel Calling": Nathan auf dem Ölberg © UDE

Zu den Programmpunkten gehörte auch das Pflanzen von Bäumen: Zwischen Tel Aviv und Jerusalem entsteht nämlich ein „Eurovisionswald“, wo im Vorjahr schon unsere Zoë ein Bäumchen einsetzte. Eine nette, zukunftsweisende Idee der Gastgeber.
Die auch für 2018 „Israel Calling“ planen, denn Austragungsort des ESC selbst (zuletzt 1999 nach dem Sieg mit „Diva“) wird nach den Buchmachern ein anderes Land sein. Vertreter Imri macht mit seinem Titel „I Feel Alive“ immerhin Partystimmung. Überraschungen kann es beim Grand Prix aber freilich immer geben.

Beim Welcome-Dinner in Tel Aviv: Kristian, Nathan und Manuel
Beim Welcome-Dinner in Tel Aviv: Kristian, Nathan und Manuel © KK

Derzeit gilt Italien als heißester Tipp vor Schweden, Belgien und Bulgarien. Die längste Reise zum ESC hat Claudia Faniello aus Malta hinter sich: „Ich scheiterte acht Mal in den nationalen Vorentscheidungen, beim neunten Anlauf hat es nun geklappt“, erzählte sie bei der Pressekonferenz. „Dieser Wille gefällt mir“, lacht Nathan, „auch mein Lied ist eine Danksagung an das Leben, an das ewige Auf und Ab.“ Halten wir also die Daumen für ein Auf!