Es ist wieder einmal typisch: Der, den man am wenigsten beachtet, der hat die Lage längst ausgecheckt: "Es ist im Wasser!", oder "Glätten ist besser!", sagt der alte Mann, der tagein, tagaus vor dem Supermarkt sitzt. Aber Fontaine (John Boyega) macht es wie alle anderen: Soll er doch reden, der arme alte Irre! Schwerer Fehler, so muss es der Drogendealer eben auf die harte Tour lernen, dass er eigentlich ein Klon ist. Dass der Zuhälter Slick Charles (Jamie Foxx) und die Sexarbeiterin Yo-Yo (Teyonah Parris) Teil der abenteuerlichen Reise werden, ist schnell erklärt: Sie werden Zeugen, als Fontaine am Tag davor erschossen wird, aber am nächsten Tag mehr verwirrt als quietschvergnügt wieder auf der Matte steht. What the Fuck? Und so geht sie los, die wilde Fahrt, die sich eigentlich nur im Umkreis der Kleinstadt Glen abspielt. Ein Eldorado der Kleinkriminalität, die den Alltag der meist schwarzen Einwohner dominiert. Wer sich also im permanenten Überlebensmodus befindet, der hat nicht viel Zeit, um etwaige Ungereimtheiten im Alltag herauszufiltern.

"They Cloned Tyrone" schwimmt im ästhetischen Fahrwasser von Kultfilmen wie "Shaft" oder "Jackie Brown", nimmt aber auch den Horrorgedanken von "Get Out" mit auf: rassistische Experimente an schwarzen Menschen. Und dreht das Ganze nochmals ins Witzigabsurde – bei dem Drehbuch hätte genauso gut Buchautor Matt Ruff seine Finger im Spiel haben können. Die treibende Kraft in der zweistündigen Produktion von Regisseur Juel Taylor ist das Trio Boyega, Foxx und Parris. Die letzten beiden liefern sich durch die Bank schrullig-witzige Wortgefechte, die naturgemäß eine bislang unterdrückte Zuneigung erkennen lassen. Boyega gibt den abgeklärten Drogendealer, der angesichts der Erkenntnis, ein Klon zu sein, zumindest kurzfristig ins Grübeln gerät. Wobei: Tiefgreifende philosophische Erkenntnisse stehen nicht im Drehbuch und das ist kein Schaden. Die Bezeichnung "Mystery-Science-Fiction-Komödie" bringt es auf den Punkt: Man muss den Wahnsinn schon gekonnt auf die Spitze treiben, um ihn in seiner ganzen Pracht zu sehen. Das alles wird in einem fabelhaften, latent düster-neofarbenen Setting abgehandelt, das das Zwielichtige des Milieus perfekt herausarbeitet. Das ist nötig, denn ganz zünden will der Film in seiner Dynamik nicht, dümpelt zwischendurch sogar dahin und wird nur von den irrwitzigen Dialogen der drei Hauptprotagonisten getragen. Aber die Beiläufigkeit, mit der die gezielte Manipulation einer ganzen Stadt erzählt wird, lässt den wahren Horror durchschimmern. Da bleibt einem bisweilen das Lachen im Hals stecken.

Bewertung: ★ ★ ★ ☆ ☆ (3/5) „They Cloned Tyrone“ ist auf Netflix zu sehen.