Das Tagebuch der Anne Frank gehört zu den bedeutendsten Erinnerungsstücken an den Holocaust. Ursprünglich entstanden sind die Memoiren, während Frank und ihre jüdische Familie sich zwischen 1942 bis 1944 vor den Nationalsozialisten und ihren Gräueltaten versteckten. Die furchtlose Dame, die der Familie damals in Amsterdam erst Unterschlupf gewährt hatte, tritt dafür meist in den Hintergrund. Das soll sich nun ändern. Der von National Geographic produzierte Mehrteiler „Ein Funken Hoffnung – Anne Franks Helferin“ (Originaltitel: „A Small Light“) setzt der heimlichen Heldin dieser versuchten Rettungsaktion ein Denkmal: Miep Gies. Die einstige Sekretärin wird als lebensfrohe Kämpfernatur dargestellt, die den gängigen Geschlechterrollen ihrer Zeit den Kampf ansagt.

Das federleichte Spiel der Britin Bel Powley verleiht der Protagonistin einen unwiderstehlichen Charme, dem man sich kaum entziehen kann. Dramaturgisch gesehen ist das zuweilen etwas flapsig und unausgegoren: intime Momente voll mitreißender, roher Intensität folgen auf Szenen, die zu bemüht auf die Tränendrüse des Publikums drücken. Man fragt sich auch, weshalb zu weiten Teilen englischsprachige Schauspielerinnen und Schauspieler zum Einsatz kamen, sind die realen Vorbilder ja allesamt holländischer oder deutscher Abstammung. Bewegend erzählt ist dann alles trotzdem, die emotionalen Schlüsselmomente sitzen und lassen einen kaum kalt. Als Ode an eine große Freiheitskämpferin, deren historischer Wert oft in Vergessenheit gerät, ist diese Lehrstunde in Serienform zweifellos einen Blick wert.

Bewertung: ★ ★ ★ ☆ ☆ (3/5)

„Ein Funken Hoffnung – Anne Franks Helferin“ ist auf Disney+ zu sehen.