Alison Brie, die im wahren Leben mit Regisseur Davo Franco liiert ist, verkörpert Ally, eine erfolgreiche Fernsehproduzentin, die in einer Identitätskrise steckt. Als ihre aktuelle Reality-Show abgesetzt werden soll, wird dem Arbeitsalltag der viel beschäftigten Karrierefrau ein Strich durch die Rechnung gemacht. In Folge gönnt sie sich eine Auszeit vom Trubel in L. A. und begibt sich zum ersten Mal seit Langem in ihre Heimatstadt. Ein zufälliges Treffen mit einer ehemaligen Flamme lässt verflossene Gefühle wieder hochkochen. Das Hindernis: Sean (Jay Ellis), den die TV-Macherin vor zehn Jahren verlassen hatte, um berufliche Ziele zu verfolgen, ist glücklich verlobt und steht nur wenige Tage vor der Hochzeit. Soll sie also die Trauung sabotieren, um Schritt für Schritt wieder zu ihrem Ex zu gelangen? Und warum erinnert Cassidy (Kiersey Clemons), die junge, punkversessene Partnerin Seans, an das eigene, sorgenfreiere Ich vergangener Tage? Fragen über Fragen, die Ally Kopfzerbrechen bereiten.

Mit seinem zweiten Spielfilm beweist Franco, dass in ihm ein weit besserer Filmemacher schlummert, als in seinem älteren, mittlerweile medial in Verruf geratenen Bruder. Mit verspielter Leichtigkeit und einer routinierten Inszenierung wird schnörkellos am bekannten Regelwerk romantischer Komödien angesetzt. Zum Teil wird dieses sogar aufgerüttelt und erhält durch die Umkehr gewohnter Dynamiken eine thematisch dichtere Dimension. Die Figur der Cassidy wird für Ally ein Spiegel in eine idealisierte Vergangenheit. Der teils feindschaftlich, teils freundschaftlich ausgetragene Machtkampf ist äußerst amüsant mit anzusehen, was zu weiten Teilen dem energiereichen Spiel der Akteurinnen zu verdanken ist. Generell ist die Tragikomödie bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend besetzt. Der ehemalige Kinderstar Haley Joel Osment ("The Sixth Sense") erweist sich in der Rolle des exzentrischen Bruders des Bräutigams als heimlicher Szenendieb.

Ohne Schwächen kommt der Film aber definitiv nicht aus. Im letzten Drittel wechselt man in einen erzwungenen melodramatischen Ton, der mit der vorangegangenen humoristischen Leichtigkeit kaum harmoniert. Schade, denn die Beobachtungen, die Franco hier über verflossene Liebeleien und der Suche nach der eigenen Identität trifft, bergen einen Kern Wahrheit, der durch überflüssigen Pathos versauert. Dennoch ein gelungener, stellenweise sogar urkomischer Eintrag in den kitschigen Katalog der RomComs.

Bewertung: ★ ★ ★ ☆ ☆ (3/5)

"Somebody I Used to Know" ist auf Amazon Prime zu sehen.