„Auf dem Spielfeld seid ihr alle gleich“, hatte ihm sein Vater zur Beruhigung gesagt, bevor Pelé als 17-Jähriger bei der WM 1958 in Schweden in den Fußballolymp aufstieg. Bis heute gilt der mittlerweile 80-Jährige für viele als bester Fußballer aller Zeiten. Wie er sich diesen inoffiziellen Titel erspielte und wie er sich während der Militärdiktatur verhielt, zeigt eine Netflix-Doku mit exklusiven historischen Aufnahmen.

Die tänzelnde Leichtigkeit hat der Brasilianer mittlerweile gegen Rollstuhl und Rollator eingetauscht. Die Doku zeigt, wie aus dem Schuheputzenden Buben aus dem Ort Três Corações ein nationales Symbol für das brasilianische Selbstbewusstsein werden konnte. Pelé war nicht nur ein genialer Fußballer, er war auch ein Kind seiner Zeit und einer jungen Nation, die sich an ihm aufbaute und den Sport für seine politischen Zwecke gnadenlos instrumentalisierte. Sieg oder Niederlage entschieden plötzlich über das Selbstwertgefühl einer Nation und dem kollektiven Befinden seiner Bürger. Trotz der Bedeutung, die Pelé in seinem Land zukam, setzte er sie nicht ein, um gegen die Diktatur, die ab den Sechzigern das Land in den Würgegriff nahm, anzukommen: "Beim Fußball war alles wie es war. Für mich gab es keine spürbaren Veränderungen.” 

Erste Fußball-Übertragungen im Fernsehen bereiteten Pelé den Weg zu internationalem Ruhm und Aufmerksamkeit, Spiele in Europa und dem Rest der Welt ließen alle teilhaben an dem Genie mit zwei Beinen und einem Ball.

Wie viele direkte Nachfolger der beste Fußballer der Geschichte in die Welt gesetzt hat, wird nicht zu klären sein: „Ich hatte ein paar Affären aus denen Kinder hervorgingen. Aber das erfuhr ich erst später“, erzählt Pelé nebenbei. Wer seine fußballerischen Nachfolger sind, darf jeder Zuschauer selbst entscheiden: Seine Art, die Gegenspieler dynamisch zu überspielen ist auch in Zeiten, in denen das Netz mit Fußballvideos bis oben hin angefüllt ist, ein Leckerbissen.

"Pelé" ist eine klassisch gestrickte Sport-Dokumentation, die nicht am Thron des Fußballkönigs rüttelt, aber ihn von allen Seiten betrachtet.

Eine Ergänzung: Fußballfans sei die im Vorjahr erschienene Netflix-Miniserie „The English Game“ ans Herz gelegt. Erzählt wird darin über die Anfänge der modernen Kickerei: Die Geschichte setzt ein, als sich 1879 ein schottisches Arbeiterteam aus Darwen bis ins Viertelfinale des FA-Cup kämpft und dort im Spiel gegen das Eton College die Fundamente des modernen Fußballs freilegt.Sehenswert.