"Jugendwahn“ nannte ClausPeymann 2017 in einem Interview die Entwicklung, des Fehlens älterer Semester in Theater-Ensembles. Von einem Jugendwahn ließe sich auch in Bezug auf die Streamingdienste sprechen: Besonders Netflix veröffentlicht Serien über Jugendliche erfolgreich und deshalb in hoher Frequenz. Die inhaltliche Redundanz tut der Strategie keinen Abbruch: Die Probleme der ewig Jungen kennen kein Ablaufdatum.

Die Steigerungsstufe zur Coming-of-Age-Geschichte ist die Superhelden-Variante, wie sie Netflix mit „Fate: The Winx-Saga“ anbietet, das auf der gleichnamigen Comicserie beruht. Erzählt wird von einer Jugendlichen namens Bloom, die in Kalifornien aufwächst, bevor sie mit 16 entdeckt, dass sie magische Kräfte hat. Wenig später landet sie in einer magischen Parallelwelt in einer Hexenschule, wo sie zur Zauberin ausgebildet wird. Das klingt vertraut? Die augenscheinliche Ähnlichkeit zu „Harry Potter“ wird auch in der Serie thematisiert und ironisch gebrochen. Passender und fairer ist ohnehin der Vergleich zu „Motherland“ (Prime Video), einer ebenfalls in einer Hexenschule angesiedelten Serie. Eine Mischung aus Jugend und Magie bedienten zuletzt auch Produktionen wie „Locke & Key“ oder „I’m Not Okay with This“.

Jugendserien sind für die Streamingdienste also weiterhin eine sichere Bank. Apropos Bank: Netflix steht nach dem Geschäftsjahr 2020 bei Verbindlichkeiten in der Höhe von 28,2 Milliarden Dollar. Der Umsatz betrug rund 25 Milliarden Dollar, die Zahl der Haushalte, die den Dienst nutzen, stieg auf 204 Millionen. 2021 könnte für Netflix ein Jahr der Wende sein: Der gigantische Schuldenberg könnte seine Maximalgröße erreicht haben.