Ohne roten Teppich und Stars im Saal findet am Sonntagabend (17.00 Uhr Ortszeit, Montag 00.00 Uhr MESZ) die Verleihung der begehrten US-Fernsehpreise Emmys statt. Moderator Jimmy Kimmel moderiert die Gala in Los Angeles vor leeren Plätzen - die Gewinner werden per Video aus ihren heimischen Wohnzimmern zugeschaltet.

Um die private Atmosphäre noch zu unterstreichen, wurden sie aufgefordert, statt Smoking oder Abendkleid einfach einen Schlafanzug zu tragen. Favorit des Abends ist mit 26 Nominierungen die auf dem gleichnamigen Comic basierende Serie "Watchmen", in der aktuelle Themen wie Rassismus und Polizeigewalt oder das Maskentragen thematisiert werden. Auch Serien wie "Succession", "Ozark", "The Crown" und "The Marvelous Mrs. Maisel" können auf Trophäen hoffen. Der langjährige Emmy-Favorit "Game of Thrones" ist nach dem Abschluss der Fantasy-Serie 2019 nicht mehr mit von der Partie.

Die Comicverfilmung "Watchmen" hatte zuletzt auch bei den Anti-Rassismus-Protesten in den USA eine Rolle gespielt, weil in der Serie das Massaker an Schwarzen in Tulsa 1921 mit geschätzt bis zu 300 Toten thematisiert wird.

Bei den Drama-Serien zählt "Succession" zu den großen Favoriten, ein edel ausgestattetes Epos über die fiktive Familie Roy und ihr vom alternden Patriarchen Logan geführtes Medienunternehmen - der Plot ist mehr als nur lose angelehnt an die Intrigen im Clan des konservativen Fox-News-Gründers Rupert Murdoch. Die HBO-Serie kommt auf 18 Nominierungen und liegt gleichauf mit dem zumindest vom Feuilleton weniger geliebten Kriminaldrama "Ozark" auf Netflix.

Im Comedybereich hat sich dagegen "Schitts Creek" gerade in Pandemie-Zeiten zum viel geliebten Geheimtipp mit 15 Nominierungen entwickelt. Die warmherzige und überdrehte Serie erzählt von der einst reichen Familie Rose, die sich nach Problemen mit den Steuerbehörden in einem winzigen Dorf neu erfinden muss, das der Vater einst als Scherz für seinen Sohn gekauft hatte.

Die von Amazon produzierte "Marvelous Mrs. Maisel" über eine Comedienne im New York der 1960er kommt zwar auf fünf Nominierungen mehr, sie könnte nach großen Erfolgen in den Vorjahren dieses Mal aber gegen die Abschlussstaffel der Roses das Nachsehen haben.

Eine regelrechte Renaissance erleben in Streaming-Zeiten die auf wenige Folgen angelegten Miniserien und Fernsehfilme. Hier sorgt "Unorthodox" auf Netflix für die aus deutscher Sicht größten Emmy-Hoffnungen seit Jahren. Auf acht Nominierungen kommt die Emanzipationsgeschichte der ultra-orthodoxen Jüdin Esther, die vor ihrem Ehemann aus New York nach Berlin flüchtet.

Auch die zehnfach nominierte "Mrs. America" wurde in den Besprechungen viel gelobt, eine politisch angehauchte Dramaserie über die Emanzipationsbewegung der 1970er-Jahre mit Cate Blanchett in der Hauptrolle.