Abgehalftert mag in der Beschreibung von Perry Mason stimmen, aber auch nur zum Teil, denn er hat kein Pferd, sondern zwei Milchkühe und lebt auf einer halb verfallenen Farm irgendwo im Nirgendwo. Ansonsten ist es schon stimmig: Der verknautschte Ermittler schlägt sich damit durch, lebenslustige Hollywoodstars beim Seitensprung abzulichten. Größer könnte der Kontrast nicht sein, als er in einen grausigen Fall hineingezogen wird: Ein Baby wird entführt, lebend wird man es nicht mehr finden. Welche Bestie ist hier am Werk? Oder waren es gar die Eltern selbst?

Perry Mason, vielleicht wird Ihre Oma das mit einem schmachtvollen Unterton sagen, denn die Figur kennt man eigentlich als TV-Anwalt der 1950er- und 60er-Jahre. Ein Kämpfer gegen das Unrecht, hilfreich, edel und gut. Die Serie hingegen ist die Vorgeschichte zum glänzenden Helden. Wobei: Dieser Pre-Perry-Mason ist kein schlechter Kerl, ganz im Gegenteil, vielleicht zu gut für diese Welt: Da stellen sich so einige an, die ihren Nutzen von ihm haben. Dabei ist das Bündel, das er trägt, eh schon schwer genug: von Frau und Kind verlassen, traumatisiert vom Ersten Weltkrieg.

Die Rolle dieses grundsympathischen Kerls ist Matthew Rhys wie auf den Leib geschneidert. Hintergründig, hoch konzentriert mit jenem Blick, der sich von den äußeren Scheinheiligkeiten nicht blenden lässt. Davon gibt es in diesem Umfeld genug: Hollywood tanzt und feiert, der Rest darbt Anfang der 1930er-Jahre an den Folgen des Wirtschaftscrashes. Das alles eingebettet in eine mehr als stimmige melancholisch-dramatische Noir-Kulisse. Allein die ist den Blick in die Serie schon mehr als wert.


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