Am Anfang war die Musik, erst danach kam die Serie, erzählt Produzent Alan Poul (u.a. „Six Feet Under“) in einem Interview mit der Süddeutschen. Diese Genese spürt man in der amerikanisch-französischen Netflix-Miniserie „The Eddy“ in jeder Sekunde: Die in einem Pariser Jazz-Club spielende Handlung wird um die Musik herum gebaut und von ihr mit beachtlicher Langsamkeit vorangetrieben. Passend dazu erinnert jede der fast einstündigen Folgen an ein Solo und ist einer Figuren gewidmet.

Zu sehen gibt es den Amerikaner Elliot, der in Paris mit seinem Kumpel Farid den Jazz-Club „The Eddy“ führt und mit finanziellen Turbulenzen, persönlichen Traumata und einer pubertierenden Tochter zu kämpfen hat. Was nach konventioneller Handlung klingt, ist von irritierendem Zauber, der sich anfühlt, als passiere er hinter einer Glasscheibe: Immer wieder biegen die in endlosen Handkamerafahrten gedrehten Szenen überraschend ab, die mit einiger Tiefe ausgestatteten Figuren handeln wider die Erwartung und die Musik legt sich über all das wie ein Schleier. Keine Frage: Das ist nicht jedermanns Sache. Positiv formuliert: Netflix entzieht sich mit solchen Produktionen dem gerne gehegten Vorwurf, nur den Mainstream zu bedienen.

Eine Warnung noch zum Abschluss: Vermarktet wird das Musikdrama als eine Serie von Oscar-Preisträger DamianChazelle. Wer sich deswegen eine Art „La La Land“-Serie erwartet, könnte von „The Eddy“ enttäuscht sein.