Sie sind zwar nur zu zweit, nutzen ihre Zeit auf der Bühne aber bestens: Das US-Duo Twenty One Pilots gehört aktuell wohl zu den gefragtesten Liveacts und versteht es mit einer Mischung aus Rock, Hip-Hop und Electro, das vorwiegend junge Publikum um den Finger zu wickeln. Nach einer ausverkauften Stadthallen-Show Anfang des Jahres in Wien, fungiert die Gruppe am 15. August als Frequency-Headliner.

Berührungsängste kennen Sänger und Bassist Tyler Joseph sowie Schlagzeuger Josh Dun schon lange nicht mehr. Überheblichkeit schwingt aber keineswegs mit, wenn sie über ihre Konzerte sprechen. "Wenn du zu viel darüber nachdenkst, fühlt es sich an, als ob sich der Himmel auf dich niedersenkt", erklärt Joseph im. Immerhin stünden mittlerweile Zigtausende Fans vor der Bühne, wenn die beiden Songs wie "Stressed Out" oder "Heathens" zum Besten geben. "Es könnte durchaus sein, dass dich dieser Moment erdrückt. Aber wir sind darauf vorbereitet, deshalb passiert das nicht."

Immerhin stehen die Auftritte seit Anbeginn im Fokus der Band: Vor mittlerweile zehn Jahren erschien das selbstbetitelte Debütalbum, seitdem ging es mit Twenty One Pilots stetig nach oben - höher Chartpositionen, größere Shows. Der endgültige Durchbruch gelang 2015 mit "Blurryface", im Vorjahr legten die Musiker das ungleich düstere "Trench" nach. "So viele Leute hören uns mittlerweile zu und interessieren sich dafür, was als nächstes kommt", gibt sich Joseph nachdenklich und erzählt über den Entstehungsprozess: "Uns musste einfach bewusst werden, dass dieser Druck sich darauf auswirken kann, was wir erschaffen. Das hast du zwar im Hinterkopf, gleichzeitig versuchst du es aber draußen zu halten, um fokussiert zu bleiben."

Die Übung dürfte gelungen sein, immerhin hat "Trench" etliche einprägsame Songs zu bieten und wurde beinahe durchwegs positiv aufgenommen. Vom Alternative Rock des Openers "Jumpsuit" über das stakkatoartige Rapgewitter in "Levitate" bis zu atmosphärischen Ausflügen wie "Nico and the Niners" reicht das Angebot. Die Ausrichtung war für seinen Kollegen Dun anfangs ungewohnt. "Ich war schon überrascht", schmunzelt er, was bei Joseph wiederum Stirnrunzeln verursacht. "Wirklich?" Dun: "Ja. Nach der Pause, die wir eingelegt hatten, erzählte mit Tyler von seinen Ideen. Ich hätte nicht unbedingt damit gerechnet. Aber es hat nicht lange gedauert, bis ich mit an Bord war."

Es ist interessant zu beobachten, wie sich der Dialog zwischen den Musikern abspielt, wie das lockere Ping-Pong-Spiel der Konzerte auch im normalen Gespräch fortgeführt wird und gleichzeitig die eigenen Songs mehr als ernst genommen werden. "Wahrscheinlich habe ich es einfach nicht gut erklärt", meint Joseph entschuldigend, was beim Schlagzeuger nur einen noch breiteren Grinser hervorruft. "Doch, doch. Es machte total Sinn. Vielleicht war es ein bisschen viel auf einmal, aber auf eine gute Art und Weise", nickt Dun. "Ich bin einfach dankbar für meinen Geschäftspartner", lacht er. "Nein, im Ernst: Schon als wir uns kennengelernt haben, war ich mir sicher, dass das der Typ ist, mit dem ich arbeiten wollte, seit ich Musiker geworden bin. Wir haben von Anfang an dieselbe Sprache gesprochen." Das hat letztlich dazu geführt, das mehrere Zehntausend Menschen die Arme schwenken oder lauthals mitbrüllen, wenn Joseph und Dun sie dazu auffordern.

"Wir schreiben unsere Musik für die Liveshows, selbst wenn uns einige Fans vielleicht nie sehen können", betont der Sänger. "Für uns ist es dennoch tägliche Realität." Manche Künstler würden angesichts der Menschenmassen vor der Bühne versuchen, all das auszublenden. "Aber ich glaube, dass du mehr davon hast, wenn du dich damit konfrontierst", so Joseph. "Du musst dir sagen: Wir sind bereit dafür, lass uns das machen! Natürlich braucht es einen gesunden Respekt davor, du musst also die richtige Balance finden. Aber eines ist klar: Es gibt kein vergleichbares Gefühl auf der Welt."