Natürlich sind die laufenden Kameras dabei, und die Zerwürfnisse werden sich abseits davon abgespielt haben; aber was man auf diesen kurzen Aufnahmen sieht, passt so gar nicht zum Narrativ einer heillos zerstrittenen Gruppe, deren Schwanengesang in zwischenmenschlicher Dissonanz untergeht.

Filmregisseur Peter Jackson
Filmregisseur Peter Jackson © (c) Matt Sayles/Invision/AP

Man sieht und hört: Vier inzwischen weltberühmte Musiker, die im Studio viel (kreativen) Spaß miteinander haben. Mit John Lennon den Band-Zyniker in Hochform, der mit verstellter Stimme Sensationsschlagzeilen über die Gruppe vorliest. Einen Paul McCartney, der Lennon - der Freund war laut Legende längst zum Feind mutiert - herzlich umarmt und mit ihm sogar ein übermütiges Tänzchen wagt. Einen wie immer clownesken Ringo Star, der sich an seiner "Budel" austobt. Einen überaus coolen George Harrison, der immer wieder milde lächelt über die Kindereien seiner Kumpels. Und man sieht sogar zwei nicht minder bekannte Frauen im Studio, die offensichtlich in gutem Einvernehmen angeregt miteinander plaudern: Linda McCartney und Yoko Ono - laut populärer Geschichtsschreibung an der Implosion der Beatles zumindest mitverantwortlich.

All diese Szenen sind in jenem kurzen Trailer zu sehen, den Peter Jackson unlängst der Weltöffentlichkeit in einem Videoclip vorstellte. Jener neuseeländische Filmregisseur also, der für seine "Herr der Ringe"-Trilogie insgesamt 17 Oscars abkassierte. Jetzt widmet sich Jackson den vier Herren aus Liverpool und versucht, anhand von bislang unveröffentlichtem Archivmaterial die Endphase der Band 1970 zu rekonstruieren. Sein Film "The Beatles: Get Back" soll im August 2021" zu sehen sein.

Die Aufnahmen zum Album "Let it be" stehen im Zentrum dieser Dokumentation, mit der Jackson offensichtlich auch mit einigen Legendenbildungen zum Split der "Fab Four" aufräumen will. Paul McCartney soll zunächst wenig begeistert über das Projekt gewesen sein, wird er doch nach wie vor als jener Sündenbock dargestellt, der den größten Anteil am Auseinanderbrechen der berühmtesten Pop-Band der Geschichte hat. Im April 1970 gab er die Auflösung der Beatles auch schriftlich bekannt. Und zwar in einem Schreiben, das ausgerechnet seinem ersten Solo-Album beigelegt war. Doch offenbar liefert Jacksons Film den Beweis oder zumindest Anhaltspunkte dafür, dass nicht ein einzelnes Bandmitglied diese "Schuld" trägt, sondern vielmehr ein "multiples Organversagen" ursächlich für das Abkommen von der "long and winding road" gewesen ist.

Dieser Film "bestätigt meine Erinnerungen an die Beatles, die voll von Glück und Können waren", kommentiert McCartney den Jackson-Film. Doch auch wenn der Regisseur offenbar mit so mancher Unschärfe und Ungenauigkeit aufräumt, eine unkritische Huldigungs-Doku ist trotzdem nicht zu erwarten. Denn Jackson beleuchtet sehr wohl auch die Schattenseiten der Bandgeschichte.