Der gute Mann hat wohl schon alles an Substanzen, die Leib und Leber angreifen, zu sich genommen; dennoch müssen die letzten Nachrichten über seinen desaströsen Gesundheitszustand übertrieben gewesen sein. Denn sonst könnten wir jetzt nicht überrascht die Lauscher anlegen und Ohrenzeugen der neuen CD von Ozzy Osbourne werden.

Es trägt den Titel „Ordinary Man“, ist das zwölfte Solowerk des Godfathers of Metal und ist schlicht und ergreifend ein äußerst würdiges Alterswerk, dem man selbiges, das Alter nämlich, überhaupt nicht anhört. „Ich möchte nicht als gewöhnlicher Typ sterben“, singt der Fledermaus-Mann mit leicht torkelnder, aber erstaunlich standfester Falsettstimme im wunderbar pickigen L’Amourhatscher-Titeltrack gemeinsam mit Elton John (sic!). Was auch immer noch passieren mag im flatterhaften Ozzy-Universum, diese Gefahr besteht wahrlich nicht.

Die Verdienste dieser herrlich verhaltensoriginellen Musikikone können gar nicht genug gewürdigt werden. Ziemlich auf den Tag genau vor 50 Jahren, am 13. Februar 1970 (zufällig ein Freitag!), erschien das Album „Black Sabbath“ der gleichnamigen Gruppe aus dem industrieschwarzen Birmingham, die damit nichts Geringeres als die Geburtsstunde des Heavy Metal einläutete. Die Band implodierte sieben Jahre später, Ozzy wurde hochkantig gefeuert und landete in Bühnengraben und Delirium – doch er überlebte alles. Selbst eine MTV-Dokusoap in den 2000ern, in der der „Madman“ zwar sein Privatleben, sich selbst aber aufgrund seiner drollig-illuminierten Liebenswürdigkeit nicht der Lächerlichkeit preisgab.

Unterstützt von grandiosen Dampfbolzern wie Slash, Duff McKagan, Chad Smith oder Tom Morello hat Ozzy Osbourne nun ein klassisches Hardrock-Album aus dem Boden gestampft, das dennoch erstaunlich zeitgemäß klingt. Der 71-jährige Veteran beherrscht sogar „Ad Libbing“, eine Wortimprovisationstechnik von Rappern. „Straight to Hell“ heißt der Eröffnungstrack auf der neuen CD. Passt, wann immer es so weit ist. Im Himmel hat Ozzy ohnehin nichts verloren. Dort trifft man vermutlich eher die „Ordinary Men“.