Herr Resetarits, der Herr Ostbahn kehrt an diesem Wochenende wieder aus der „Pensi“ zurück. Warum tut er das denn immer wieder?
WILLI RESETARITS: Viele Menschen, also viele Kurtologen, was natürlich ein eigener Wissenschaftszweig ist, wollten den Herrn Kurt einfach nicht gehen lassen und haben begonnen, Petitionen zu schreiben. Erstaunlicherweise haben die Leut’ den Kurtl also nicht vergessen und kommen nach wie vor zu seinen Konzerten, auch viele jüngere Menschen. Da ist etwas passiert, das mich sehr überrascht hat, aber noch mehr gefreut.

Warum, glauben Sie, dass diese Kunstfigur, die längst Kult ist, noch immer begeistert?
RESETARITS: Ich kann es nicht ganz genau erklären. Aber eine Erklärung ist vermutlich, dass diese erfundene Figur hohe Glaubwürdigkeitswerte bei den Menschen hat. Man nimmt dem Kurtl ab, was er sagt oder singt. Und die Musik geht den Menschen offenbar auch nicht aus dem Kopf. Was ich immer wieder höre: Dass der Kurtl für viele ein musikalischer Lebensbegleiter war beziehungsweise ist und einen Eindruck hinterlassen hat auf die Biografien einer größeren Zahl von Menschen. Hinter dem Kurtl-Projekt stand ja nie ein Plan. Ich freu mich einfach, dass es so ist, wie es ist.

Im Begleittext zur Ostbahn-Werkschau ist folgender Satz zu lesen: „Das Großartige am Ostbahn-Kurti-Entwurf war, dass ihm keine clevere Geschäftsidee zugrunde lag, sondern fundierte Begeisterung.“
RESETARITS: Ja, passt, das ist gut gesagt. Ich kann mich noch erinnern, dass ich zur Ostbahn-Band ganz am Anfang gesagt hab: „A Göd dürft’s euch nicht erwarten, aber ihr dürft’s mitspül’n.“ Das heißt, der finanzielle Erfolg war zweitrangig. Dem Kurtl war und ist etwas ganz anderes viel wichtiger: Haltung. Diese Haltung hat er nie groß hinausposaunt, aber er hat sie.

Der Herr Ostbahn ist also nicht nur ein Rock ‘n’ Roller, sondern auch ein politischer Kopf. Die Unterschiede zum Herrn Resetarits sind also gar nicht so groß.
RESETARITS: Der Günter Brödl, also der Erfinder des Ostbahn Kurt, hat von Anfang an sehr sozial engagierte Texte geschrieben. Das wird oft überhört.

Gilt die Formel noch immer: Günter Brödl + Willi Resetartis = Kurt Ostbahn?
RESETARITS: Ja, diese Formel gilt für immer. Denn der Ostbahn ist nicht nur ein liederlicher Musikant, der sich in dunklen Wirtshäusern herumtreibt, der Kurtl spürt schon auch eine soziale Verantwortung und ist jenen verpflichtet, denen es nicht so gut geht. Aber diese Haltung – und vielleicht besteht darin das Geheimnis – trägt der Kurtl nicht aufdringlich vor sich her.

Was dürfen die Fans von den beiden Konzerten auf der Kaiserwiesn erwarten?
RESTARITS: Natürlich die Pflichthadern, aber auch ganz selten gespielte Lieder. Sonst wird’s ja fad, wenn das Programm immer das Gleiche ist.

Zur Information:
Kurt Ostbahn & die Musiker seines Vertrauens: Klassentreffen 2019.
23. & 25. August, 20 Uhr, Kaiserwiese, Prater Wien. Das erste Konzert
ist ausverkauft, für Sonntag gibt es Restkarten.
Karten Tel. (01) 58885, unter oeticket.com oder wien-ticket.at
williresetarits.at