Seit einigen Jahren scheint kein großes Jazzfestival, das etwas auf Newcomer, Trends und sich selbst hält, mehr an dem Namen vorbeizukommen. Tendenz steigend. Snarky Puppy ist die Band der Stunde. So oder so. Am Samstag war das US-Kollektiv aus Texas noch der gefeierte Schlusspunkt beim 60. Jazzfestival Ljubljana.

Heute eröffnen dieselben elf Musiker das Jazz Fest Wien, das damit auch schon in seine 29. Ausgabe geht. Dabei war mit Snarky Puppy einst alles gar nicht so ernst gemeint. Und als die bunte Gruppe vor fünf Jahren mit einem Konzert-Video auf Youtube praktisch über Nacht berühmt wurde, schienen Michael League und die Seinen selbst am meisten überrascht. Plötzlich herrschte auch reges Interesse an jenen sieben CDs, die Snarky Puppy schon vor „We Like It Here“ veröffentlichten.

Mittlerweile ist die Erfolgsgeschichte zwölf CDs, drei Grammys und mehrere Readers Polls alt. Dabei ist Snarky Puppy von einem zum anderen Mal selten dasselbe. Die Band rund um Gründer und Bassist Michael League schöpft aus einem Kollektiv von rund 30 Musikern, das bedarfsweise schon mit Sängerinnen wie Lalah Hathaway und Erykah Badu oder Bassungeheuer Marcus Miller garniert wurde. Die Marke ist der Star. Hinter dem Phänomen Snarky Puppy steckt indes nicht zwingend Neues. Es war juvenile Unbekümmertheit und Draufgängertum, die zu einem eklektizistisch frischen Stilmix, einer Art Präzisions-Fusion aus Jazzrock, Afro und Funk-Beat führten, der von der Ethik eines Studiotechnikers bestimmt wurde. Und der Detailreichtum, der diese Band auszeichnet.

Damit entwickelte sich der stets changierende Haufen ausgezeichneter junger Musiker zu einer absoluten Live-Band mit bemerkenswerter Energie, einer Live-Band, die aber auch einige ihrer CDs brav hinterherhinken lässt. Und um die sich eben wieder einmal jener gefährliche Hype mit der gewissen Verheizungsgefahr heraufbeschwor. Wenn Snarky Puppy im Wiener Globe das Jazz Fest Wien eröffnen, werden sie aber bestimmt eines zu verstehen geben: warum die illustre Truppe liebevoll auch als The Fam gerufen wird.

Die weiteren Stargäste des 29. Jazz Fest Wien halten einmal mehr Hof in der Staatsoper. Darunter der brasilianische Tropicalismo-Sängergitarrist Gilberto Gil (5. Juli), schon bei der ersten Ausgabe 1991 dabei. Stammgast Bobby McFerrin ruft mit „Gimme5“ zur Gesangsstunde (8. 7.), Quecksilber und Frauenliebling Jamie Cullum (9. 7.) ist schon ausverkauft, und Omara Portuondo (88!), die Grande Dame des verwichenen Buena Vista Social Club (7.7.), wird man so schnell nicht wiedersehen. Musikalisch am deutlichsten gewandelt hat sich seit seinem Debüt im Haus am Ring der Pianist und Rapper Chilly Gonzales (6. 7.). Wirklich gespannt sein darf man auf Jazz- und Soulsänger José James im Porgy & Bess (8. 7.), der mit farbiger Inbrunst zum neuen Blue Note-Star emporschoss.