Drei Tage nach seiner Festnahme wegen mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen ist der US-Sänger R. Kelly gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden. Der 52-jährige R&B-Star hinterlegte am Montag in Chicago die geforderte Kautionssumme und wurde aus der Haft entlassen. Bei einer Anhörung hatte Kellys Anwalt auf nicht schuldig plädiert.

Ein Opferanwalt legte unterdessen ein weiteres Video eines mutmaßlichem sexuellen Missbrauchs durch den Sänger vor. Die nächste Gerichtsanhörung wurde für den 22. März angesetzt. Nach seiner Freilassung nach drei Nächten im Gefängnis stieg Kelly in einen Wagen, ohne sich vor den wartenden Journalisten zu äußern. Der Musiker war zuvor im orangefarbenen Häftlingsanzug und mit hinter dem Rücken gefesselten Händen vor Gericht erschienen.

Sein Anwalt Steve Greenberg wies die Missbrauchsvorwürfe gegen den Sänger zurück. "Keiner hat uns Beweise dafür gezeigt, dass er etwas Schlechtes getan hat", beharrte der Verteidiger. Laut Staatsanwaltschaft gibt es allerdings ein rund 40-minütiges Video, das den Star beim wiederholten Sex mit einem seiner Opfer zeigt. In dem Video sage das Mädchen "immer wieder", dass es 14 Jahre alt sei.

Opfer-Anwalt Michael Avenatti, der der Staatsanwaltschaft das Video übergeben hatte, sagte, er habe den Ermittlern mittlerweile ein zweites 55 Minuten langes Video vorgelegt, das Kelly beim Missbrauch einer 14-Jährigen zeige. "Diese Herrschaft von Missbrauch und Übergriffen durch Herrn Kelly kommt nun zu einem abrupten und dauerhaften Ende", sagte Avenatti vor Journalisten.Der Anwalt ist selbst ekin Unbekannter: Ein Zet lang vertrat er Pornodarstellerin Stormy Daniels in einem Rechtsstreit gegen US-Präsident Donald Trump. Thema damals war eine Verschwiegenheitserklärung, die Avenatti anfocht.

Kelly wird des schweren sexuellen Missbrauchs in zehn Fällen beschuldigt. Pro Vergehen drohen ihm zwei bis sieben Jahre Haft. Betroffen sind vier Frauen, von denen drei zur mutmaßlichen Tatzeit noch minderjährig waren. Am Freitag hatte sich Kelly der Polizei gestellt. Am Samstag setzte ein Richter eine Kaution von einer Million Dollar (882.000 Euro) fest, von der Kelly zehn Prozent hinterlegen musste. Da er die Summe selbst nicht zusammenbekam, halfen ihn Angehörige und Geschäftspartner.

Dem durch Hits wie "I Believe I Can Fly" bekannten Musiker wird seit Jahrzehnten Missbrauch von Minderjährigen vorgeworfen. 2002 wurde Anklage gegen ihn wegen Kinderpornografie erhoben, doch wurde er sechs Jahre später freigesprochen. Allen Vorwürfen zum Trotz blieb der Sänger erfolgreich. Doch nach einer explosiven Fernseh-Dokumentation im vergangenen Monat wendete sich das Blatt. In der sechsstündigen Serie "Surviving R. Kelly" des US-Senders Lifetime beschuldigten mehrere Frauen den Sänger, Sex mit Mädchen unter 16 Jahren gehabt zu haben. Andere Zeugen berichteten, er habe Frauen wie Sexsklavinnen gehalten.