Musikalische Finesse und ein gefühlvoller Umgang mit Worten: Diese Kombination stellt sich bei der Zusammenarbeit von RapperinYasmo mit der Klangkantine ein. Nach dem gemeinsamen Debüt vor zwei Jahren servieren die Musiker nun mit "Prekariat & Karat" einen höchst schmackhaften Nachschlag, der vieles abdeckt. "Ich nehme mir alle Freiheiten", gab Yasmo folglich auch die Marschrichtung vor.

Natürlich gebe es musikalische Genres, "und ich weiß auch, warum man sie braucht", erklärte sie im Interview mit der Austria Presse Agentur. "Aber eigentlich finde ich sie deppert und will alles haben, was geht." Eine Ansicht, die ihre kreativen Partner wohl teilen. Das sind allen voran Tobias Vedovelli und Ralph Mothwurf, die die Musik für die zwölf neuen Nummern geschrieben haben. "Klar gibt es ein paar Sachen, die wir niemals machen würden. Aber sonst heißt es: Alle Mittel, die es gibt - her damit!", lachte Yasmo, die eigentlich Yasmin Hafedh heißt.

Die gebürtige Wienerin gehört seit einigen Jahren zum festen Bestandteil der heimischen Musikszene. Aber nicht nur mit ihren Raps, auch als Poetry Slammerin hat sie sich eine Namen gemacht und war zudem von einem Falco-Tributekonzert bis zu den Wiener Festwochen bei unterschiedlichsten Veranstaltungen im Einsatz. Dinge, die sie beeinflussen? "Schon irgendwie", überlegte Yasmo. "Aber eigentlich beeinflusst mich eh alles." Dass es mit der Klangkantine weitergehen werde, sei "von vornherein klar" gewesen. "Es hat beim letzten Album einfach super funktioniert", betonte die Rapperin, die davor zwei Soloplatten veröffentlicht hatte.

Die Arbeit an "Prekariat & Karat" könne man sich wie einen Dialog vorstellen, Musik und Text "gehen Hand in Hand", so Yasmo. "Ganz oft ist es so, dass wir auf beiden Seiten mit Skizzen arbeiten und uns das gegenseitig zeigen. Das geht dann hin und her. Gerade bei dieser Platte war es so, dass mir die Burschen reinreden durften beim Text", meinte die Rapperin, um lachend nachzuschieben: "Manchmal." Aber auch in die andere Richtung ging das. "Ich bin zwar keine Komponistin, aber es entsteht wirklich alles im sehr engen Dialog."

Hip-Hop mit Beats habe sie früher ja auch gemacht, aber die Möglichkeiten mit einer Band seien eben doch anders. "Dass du an die Substanz gehen kannst, geht natürlich viel besser mit der Klangkantine. Tobias und Ralph sind diesbezüglich sehr offen. Man würde ja meinen, Jazz- und Neue-Musik-Komponisten sind voll verkopft", schmunzelte sie. "Aber sie wollen schon den Dialog." Dabei habe man durchaus neue Dinge gewagt. "Es ist ja doch ein Studioalbum, da können wir schon machen, was wir wollen." Das reicht von einer Häusersprengung als Sound ("Um das Patriarchat zu sprengen!") bis zum Einsatz von Autotune im "Popsong". "Das war vielleicht die größte Freude", so Yasmo.

Musikalisch habe man so noch mehr gewagt als beim Erstling. "Damals haben wir zwei Jahre meine alten Songs gespielt und das dann veröffentlicht. Wir mussten also unseren Sound erst suchen", betonte die Rapperin, "es gab uns ja nur live." Nun konnte man machen, "worauf wir Lust hatten". Etwa eine atmosphärische Reduktion wie in "Fresh Water Pearl" oder der enorme Druck bei "Mach mach mach". "Wir wollten etwas Neues generieren, wodurch es schon breiter geworden ist", rekapitulierte Yasmo.

Was sich keineswegs Yasmo spricht Probleme direkt an, hat einen äußerst gesellschaftskritischen Zugang zu ihren Inhalten, ohne aber ihren Optimismus zu verlieren. "Insgesamt ist das Album viel persönlicher geworden, als ich es gedacht hätte. Das entwickelt sich so." In "Hör zu" geht es um die MeToo-Thematik ("Die Nummer sollte schiach zum Anhören sein."), an anderer Stelle wird das Zusammenleben in unserer heutigen Zeit durchleuchtet. "Was mich immer interessiert, sind die Zusammenhänge", meinte Yasmo angesprochen auf die Langlebigkeit ihrer Nummern. "Dafür brauchst du eine größere Zeitspanne als für: 'Heute hat Kurz wieder nichts gesagt.'"verändert hat: Yasmo spricht Probleme direkt an, hat einen äußerst gesellschaftskritischen Zugang zu ihren Inhalten, ohne aber ihren Optimismus zu verlieren. "Insgesamt ist das Album viel persönlicher geworden, als ich es gedacht hätte. Das entwickelt sich so." In "Hör zu" geht es um die MeToo-Thematik.

Kann sich aber etwas verbessern in unserer scheinbar so zerklüfteten Welt? "Wenn man das System und die Strukturen erkennt und sieht, dann bleibt einem nichts anderes übrig, als optimistisch zu sein", sagte Yasmo. "Im Sinne von: Wenn ich mich als Frau ärgere, dass ich schon wieder nicht den Auftritt bekomme oder auf mein Äußeres reduziert werde, dann bin ich immer gekränkt. Aber wenn ich die ganze Struktur dahinter sehe - das Patriarchat, der Todfeind! -, dann weiß ich, wo es herkommt und wo ich ansetzen muss, um es zu bekämpfen."

Gerade das System der Rechten basiere aus ihrer Sicht darauf, "die Menschen in Angst zu halten und sie ins Gestern zu treiben. Die Traditionsbewusstheit, das Ewiggestrige, all diese Mechanismen sind nur da, damit die Leute keinen Optimismus für die Zukunft haben und nicht auf ein Morgen schauen", analysierte die Rapperin. "Solange sie das nicht tun, kann man sie in Angst halten, und sie folgen einem, wie man das möchte. Ist das nicht mehr da, dann bricht das ganze System zusammen. Also sehe ich diese Strukturen und denke mir: Sicher nicht! Also bin ich optimistisch."