Dramaturgischer Aufbau, bombastische Effekte, intensive Lichtshow? Slash hat das nicht nötig. Der britisch-amerikanische Gitarrist, Mitglied der legendären Guns N' Roses und wohl bekanntester Wuschelkopf sowie Hutträger des Rockzirkus, zeigte am Sonntag im ausverkauften Gasometer, dass er seine Fans auch mit einem Konzert der alten Schule begeistern kann. Eine solide Leistung ohne Überraschungen.

Begleitet wurde der ewig junge 53-Jährige, der bürgerlich auf den Namen Saul Hudson hört, von Alter-Bridge-Sänger Myles Kennedy sowie den Conspirators, bestehend aus Todd Kerns (Bass), Brent Fitz (Schlagzeug) und Frank Sidoris (Rhythmusgitarre). Erst im Vorjahr hat das Quintett mit "Living the Dream" neues Songmaterial vorgelegt, wobei der Titel durchaus Programm ist: Auf Platte ebenso wie live knallt der Bass ordentlich aus den Boxen, drückt das Schlagzeug an und nutzt Slash jede sich bietende Gelegenheit, um sein Können ausführlich darzulegen. Diese Herren schreiben Rock in Großbuchstaben, mit allem, was dazugehört.

Myles Kennedy
Myles Kennedy © APA/HERBERT P. OCZERET (HERBERT P. OCZERET)

Zeit für unnötigen Ballast gibt es da jedenfalls nicht: Kurz nach 21 Uhr auf die Bühne gekommen, stürzten sich die Musiker in den Albumopener "The Call of the Wild", der schon mal den Rahmen für die folgenden zwei Stunden absteckte und für Gasometer-Verhältnisse ein sehr ordentliches Soundkleid offenbarte. Das Doppel "Ghost" und "Back From Cali" war dann der erste Höhepunkt eines Sets, das bis auf die Gunners-Nummer "Nightrain" gänzlich mit dem Solo-Schaffen von Slash bestückt war. Mochte man so vielleicht manchen Hit der 2016 wiedervereinten Stammband vermissen, machte die Gitarrenlegende das mit reichlich Spielfreude wieder wett.

Und wie: Das groovige "Serve You Right" wurde ordentlich in die Länge gezogen, bevor "Shadow Life" mit seiner melancholischen Grundstimmung als kurze Verschnaufpause diente und den hervorragend disponierten Kennedy am Mikrofon in den Mittelpunkt rückte. Bei "We're All Gonna Die" und "Dr. Alibi" durfte Basser Kerns seine Stimme erheben, während Slash für das letztgenannte ins Hochgeschwindigkeitsfach abbog und so schon mal Anlauf nahm für "Wicked Stone". Immerhin garnierte er dieses Stück mit einem nicht weniger als acht Minuten dauernden Solo, das von den Kollegen mit stoischer Rhythmusarbeit unterlegt wurde.

Irgendwie war damit aber auch die Luft draußen. Das tief im Blues-Fahrwasser angesiedelte "By The Sword" sowie "You're a Lie" wussten zwar nochmals die Energien des Wiener Publikums anzuzapfen. Allerdings musste dem durchwegs hohen Tempo und dem daraus resultierenden Mangel an dynamischer Abwechslung Tribut gezollt werden. Natürlich schaut und hört man Slash sowie seiner bestens aufgestellten Kollegenschaft gerne zu - besonders die Zusammenarbeit mit Kennedy hat sich als Glücksgriff für den Rockstar erwiesen. Aber ein bisschen mehr Leidenschaft und weniger Dienst nach Vorschrift dürfte es dann schon sein. Egal: Unzufrieden ließ dieser Wochenabschluss sicherlich niemanden zurück.