Yung Hurn, das Aushängeschild des deutschsprachigen Rap, hat am Sonntag im Wiener Gasometer nicht nur für eine ausverkaufte Halle gesorgt, sondern den Anwesenden und sich selbst auch eine gelungene Party geliefert. "Yung Hurn, du bist der Beste", skandierten die Fans, "auf jeden Fall besser als in Linz", stellte der Wiener fest, der 2018 mit dem Album "1220" endgültig im Mainstream gelandet ist.

Simple, aber eingängige Beats und ebensolche Lyrics sind die Zutaten, und letztere konnten viele der über 3.000 Zuschauer auch problemlos mitsingen- oder -rappen. "Ja, sie schauen, schauen mich an. Instagram, Instagram, Tag und Nacht", ist ein Beispiel eines solchen Textes und auch ein Beispiel dafür, dass die Kunstfigur Yung Hurn des 23-jährigen Julian Sellmeister vor allem mit sich selbst beschäftigt ist, was aber im Genre Rap durchaus keine Ausnahme ist und in seinem Fall einen durchaus unterhaltsamen Narzissmus zur Folge hat. Den Rest machen Partys, Babys, die den Popo shaken sollen und diverse Substanzen aus: Legale wie der "Stoli", der gestern ebenso gepriesen wurde, wie auch illegale. Diese Mischung wurde dankbar angenommen: "Danke Yung Hurn. Du bist der Beste" skandierte man im Saal in bester Fußballfan-Manier - und das nicht nur einmal.

Die Party lief dabei nicht nur vor der Bühne, über der die leuchtende Postleitzahl "1220" in Übergröße platziert war, sondern auch auf dieser selbst. Denn bei Yung Hurn sind meist unglaublich viele Menschen auf dieser, und nur wenige davon mit einer offensichtlichen Funktion für das Konzert. Eine solche nahm gestern sein Produzent Lex Lugner ein, der lieferte die Beats, die dank ihrer dichten bis trockener Härte den richtigen Untergrund für die Rap-Einlagen des Herrn Hurn ergaben. Dass dessen Stimme leicht angekränkelt war, tat der Stimmung keinen Abbruch, denn Unterstützung bekam er nicht nur von Jonny5, sondern über Strecken auch vom textsicheren Publikum. Und so ging es von älteren Tracks wie "Skrrt Skrrt" oder "Bianco" ohne große Pausen hinüber zu den neueren Werken, wo man auch fast schon schnulzig-romantisches wie den Song "Diamant" erleben durfte.

Da ging aber noch mehr, nämlich gar Celine Dions "My Heart Will Go On" wurde eingespielt, und diese schmachtende Hymne erwies sich als Vorbote des Finales. "Eigentlich müsste ich jetzt von der Bühne gehen und ihr schreit Zugabe", meinte Yung Hurn zuvor. Tat er aber nicht, sondern lieferte stattdessen eine sehr dancefloorlastige Version von "Popo" ("Baby, ja, komm beweg dich so langsam"), und landete am Ende wieder bei sich selbst: "Y. Hurn, wieso?" lautete die Abschlussfrage, die von derben Beats begleitet wurde.

"Was werdet ihr morgen schreiben von der Presse?", fragte der Mann aus Hirschstetten, der den größten Teil des Abends mit nacktem Oberkörper zelebrierte, ebenfalls. Sorgen musste er sich nach dem Dargebotenen keine großen machen. Immerhin zeigte sich im Gasometer, dass es Hurn und Mitstreiter inzwischen verstanden haben, ihren cloudigen Rap auch auf großen Bühnen ohne Hänger zu zelebrieren. Und wer so ein fanatisches Publikum sein Eigen nennen kann, hat zumindest temporär ohnehin erst einmal ausgesorgt. Fazit: Das Heimspiel zum Tourabschluss war gelungen und Yung Hurn war der Beste.