Gerade wurde Eros Ramazzotti als erster Mann bei der Wiener "Woman of the Year"-Gala für sein Engagement für Kinder und für Brustkrebsvorsorge als "Man of the Year" ausgezeichnet. Am morgigen Freitag (23. November)  erscheint sein neues Album, "Vita Ce N'è", das 16. Studioalbum seiner mehr als 30-jährigen Laufbahn, mit dem er am 15. April auch in der Wiener Stadthalle gastieren wird.

Sie haben als erster Mann den "Man of the Year"-Award bekommen. Eine ziemliche Ehre in der #metoo-Ära...
Eros Ramazzotti: ... das ist tatsächlich etwas ganz Besonderes. Ich finde die Entwicklung derzeit aber generell sehr gut, es ist wichtig, dass Frauen aufstehen und wir alle gemeinsam ihre Rechte einfordern. Es ist für mich nie nachvollziehbar gewesen, dass Frauen etwa oftmals geringer entlohnt werden. Meine Erfahrung ist, dass Frauen normalerweise mehr leisten als Männer.

In der Auftaktnummer Ihres neuen Albums geben Sie sich uncharakteristisch sarkastisch. "Sonst ist alles gut", heißt es da, außer dass "das Gute zu oft gegen das Böse verliert". Welche Entwicklungen machen Ihnen Sorgen – wovor mahnen Sie?
Ja, es ist ein ironisches Lied. Wir sagen immer, alles ist gut – dabei stimmt das überhaupt nicht. Die Bedingungen verschlechtern sich in vielen Lebensbereichen. Das größte Problem ist das Klima – wir müssen endlich beginnen, die Zerstörungen, die wir angerichtet haben, zu begrenzen. Wenn es dem Klima schlecht geht, dann geht es der Umwelt schlecht, den Tieren, den Menschen. Das sind sehr ernste Dinge, ich verpacke sie aber in Ironie, damit dennoch eine gute, temporeiche Nummer daraus wird.

Großes Thema auf dem neuen Album ist nach wie vor die Liebe. Wie fällt Ihnen dazu nach mehr als 30 Jahren noch etwas ein?
Die Liebe ist für mich das allem zugrunde liegende Thema. Es stimmt, es wird schwierig, mich nicht zu wiederholen. Aber das Gute an der Liebe ist, dass es sie in so vielen verschiedenen Zusammenhängen gibt – das ist ja nicht auf die Liebe zu einer Frau beschränkt. Mir geht es vor allem darum, positiv zu kommunizieren und dafür wirklich meine eigenen Worte zu finden.

Entstehen bei Ihren Songs zuerst die Texte oder die Musik?
Immer zuerst die Musik. Die Harmonien, die Melodien sind das Medium, in dem meine Kreativität arbeitet, ich bin zuerst einmal Komponist. Vor allem die Harmonien geben dann alles andere vor, sie legen die ganze Grundstimmung, ihnen wird der Text angepasst.

Sie haben immer viel mit anderen Künstlern zusammengearbeitet – auch auf dem neuen Album. Was lernen Sie dabei?
Vor allem mache ich die Erfahrung einer enormen Professionalität. Diesmal war es eine Zusammenarbeit mit Luis Fonsi ("Despacito", Anm.), Helene Fischer und Alessia Cara – und bei allen dreien merkt man im direkten Kontakt, wie hart sie arbeiten, wie sehr sie sich ihren Erfolg verdienen. Natürlich entstehen manchmal auch langfristige Beziehungen – wenn auch eher keine tiefen Freundschaften. Dafür haben wir nämlich in der Regel alle gar keine Zeit.

Sie sind ein Fixstern des Radioprogramms – Ihre bekanntesten Songs hören so auch viele Menschen, die nicht ins Konzert kommen. Wie wichtig ist das Live-Erlebnis, um Eros Ramazzotti wirklich zu kennen?
Es ist das Um und Auf. Ich stehe auf der Bühne, seit ich 20 Jahre alt bin, und es ist immer noch meine große Leidenschaft. Ein Künstler, der nur im Studio ein Künstler ist, wird nicht lange durchhalten. Elton John gibt nach 50 Jahren immer noch Konzerte – das ist es, was dich als Musiker wirklich ausmacht. Es unterscheiden sich auch die Songs, die typischerweise im Radio gespielt werden, sehr vom Live-Erlebnis. Da ist mehr Tempo, es wird gefeiert!