Das Grazer Orpheum war Dienstag abend bis zum letzten Platz gefüllt, die Erwartungen waren hoch. "Voodoo Jürgens singt Ludwig Hirsch" steht auf dem Programm. Und Voodoo, dieser großartige Schlawiner und Songwriter, weiß selbst, dass er sich auf dünnes Eis begibt. "An diesem Vergleich kann man eigentlich nur scheitern", meint er gegen Ende des rund eineinhalbstündigen Konzertes. "Wenn Ludwig Hirsch euer Idol war, werdet ihr euch vielleicht fragen, was ich, dieser Kasperl, hier auf der Bühne will?"

Nun, Voodoo Jürgens ist weder ein Kasperl - noch ist er gescheitert. Und wenn zwischendurch doch, dann auf hohem Niveau. Im Mittelpunkt des Abends standen Songs aus dem legendären Hirsch-Album "Dunkelgraue Lieder", das vor unglaublichen 40 Jahren erschienen ist. Eine düstere, aber nie hoffnungslose Songsammlung. Ludwig Hirsch hat darauf in Abgründe geblickt, vor allem in jene der österreichischen Seele, aber er hat es immer mit einer feinen Portion Humor getan.

Diese Gratwanderung gelang auch Voodoo Jürgens, der seine Hommage gleich mit der Hirsch-Hymne "I lieg am Ruckn" eröffnete. Es folgten "Der blade Bua" und der "Herr Haslinger"; der Schnuller wurde ausgespuckt und die Omama in Stammersdorf zu Grabe getragen. Voodoo Jürgens und seine formidable Band, die "Einserparnier", lieferten diese unverwechselbare "Hirschmischung" aus Walzer, Weinseligkeit und Wahnsinn. Sehr schräg und wohltuend anders klagen die Songs aus dem Hirsch-Album "Landluft". Dort hatte der Voodoo den Mut, sich weiter vom Original zu entfernen.

"Ich wollte am Leben erhalten, was Ludwig Hirsch geschrieben hat", meinte Voodoo Jürgens im Laufe des Abends voll ehrlicher Ehrfurcht. Allein dieses Ansinnen verdient Applaus. Fazit des Abends: Voodoo Jürgens zeigte sich als würdiger Stellvertreter. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Ein Ersatz für das einzigartige Original kann es nicht geben. Aber diesen Anspruch hat Voodoo Jürgens auch nie erhoben.

Was Ludwig Hirsch selbst, der sich 2011 in die Flügel des großen, schwarzen Vogels legte, wohl zu dieser Ehrerbietung gemeint hätte? Er hätte Voodoo Jürgens vielleicht mit einem feinen, traurigen Lächeln angeschaut und leise gesagt: "Dankeschön, passt schon so."