Jeder Fan wird sich gewiss noch erinnern: An jenen Moment, in dem er zum ersten Mal Element Of Crime hörte: Sonderbare Musik, die einem zunächst ein spontanes Grinsen und ein verblüfftes "Was ist denn das?" entlockt. Ist das Rock? Ist das Folk? Ist das Chanson? Etwas ganz Anderes? Danach, schneller als man sich versieht, setzt sich dieses unverkennbare Gebräu aus Weltschmerz, Nonchalance und Bissigkeit schon in einem Winkel im Herzen ab. Und dann noch die Texte. Diese Texte! Mit "Schafe, Monster und Mäuse" liegt nun das brandneue, zehnte deutschsprachige Album (und 14. insgesamt) vor.

Geändert hat sich rein gar nichts. Gut so.

Vom Leben havariert, aber guter Dinge

Sven Regener, der gerne schnell und viel redet (zum Glück aber auch einiges von Wert zu sagen hat) und seine drei erprobten Weggefährten Jakob Ilja (Gitarre), Richard Pappik (Schlagwerk) und Dave Young (Bass) lieferten einmal mehr echte Wertarbeit ab. Bereits die Vorab-Single "Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang" hüllt einen ein wie die Lieblingsdecke, die man durchs Leben trägt. Regener singt im typischen Mid-Tempo-Schunkler vom Kurfürstendamm, von Treulosigkeit und von der Gratis-Zigarre, die man beim Kauf eines neues Lebens dazubekommt. Vom Alltag und ähnlichen Tretmühlen havariert, trotzdem/gerade deshalb guter Dinge bleiben. Kommt es hart auf hart, steht Sarkasmus gut. So spannt sich der wohlbekannte Mikrokosmos der Elemente.

Highlights? "Die Party am Schlesischen Tor" fährt im Refrain einen Matros(inn)en-Chor auf  - Element Of Crime könnten auch aus Hamburg kommen, freilich sind sie Berliner. "Ein Brot und eine Tüte" ist aufregender als sein Titel, erinnert gar an die noch im Punk zu suchenden Ursprünge der Formation Mitte der Achtziger. "Immer noch Liebe in mir" und "Gewitter" sind Gefühlsvollbäder, für die man die Band liebt. "Stein, Schere, Papier" schafft es über die Sechs-Minuten-Marke und marschiert in Richtung Wüstenrock. Stark auch: "Nimm Dir, was Du willst" und "Karin, Karin". Eher befremdlich hingegen: Der weibliche Background-Gesang, auf den man mitunter setzt. Nach genau 55 Minuten, 29 Sekunden und zwölf Songs ist die Sache vorbei und man ist schwer versucht, das sich bewusst als Album verstehende Ganze gleich wieder von zu starten.

Kaum Neuerungen - wozu denn auch?

Wirkliche Innovation wird man selbstverständlich vergeblich suchen. Die Berliner gaben schon vor Jahren zu, ein, vielleicht, zwei Lieder zu haben. Sind die aber so gut, reicht das völlig. Das macht bis heute keiner besser, schon gar nicht in Deutschland. Dagegen klingt all der bloß auf bedeutsam getrimmte, bis in die letzte Faser auswechselbare Deutschpop in den Charts wie Diskont-Supermarktbeschallung. Element Of Crime sind und bleiben Feinkost. Das Album ist zudem erstklassig produziert, Iljas Gitarre kommt besonders gut zur Geltung, sehr schöne Bläsersätze schnörkeln sich um die Refrains, Pappik übt sich mitunter auch in einigermaßen verschleppten Rhythmen.

Man sollte diese Formation unter Denkmalschutz stellen - in der Hoffnung, dass Regener neben dem Bücherschreiben auch in Zukunft nicht auf das Musizieren vergisst.