Von der Kritik war die Gruppe rund um den messianischen Frontmann Jared Leto zuletzt ja ziemlich zersaust worden, doch um das Wohlwollen ihrer Fans brauchen sich 30 Seconds To Mars keine Sorgen zu machen. Auch die rund 8000 Menschen, die Samstag abend in die Grazer Stadthalle gekommen waren, feierten den Stadion-Pop der Band (die de facto nur noch aus Leto und seinem Bruder Shannon am Schlagzeug besteht) mit frenetischem Applaus, wehenden Fahnen und vielen, vielen Oooooooh-Chören.

Nur mit rund 15minütiger Verspätung betrat der  Kult-Beau, der sich gerne als Hollywood-Jesus inszeniert, um 21.15 Uhr in einer farbenprächtigen Tunika die Bühne. Noch bevor der erste Song losging, forderte er das Publikum zum Aufstehen, Mitklatschen und Mitsingen auf - alle Anweisungen wurden brav gefolgt. Die Oooooooh-Chöre, die zu jedem Lied erklangen, zogen sich wie ein akustischer roter Faden durch das Programm.

"Crazy People" auf der Bühne 

Immer wieder holte Jared Leto Fans aus dem Publikum auf die Bühne. Vor allem "Crazy People", verrückte Menschen, haben es ihm offenbar angetan. Und damit nicht nur im Menschenmeer die (weißen) Fahnen wehten, griff auch Leto zu einer - natürlich war sie in rot-weiß-rot gehalten.

Die Lichtshow war gediegen, aber nicht übertrieben. Nichts sollte von der zentralen Figur ablenken. Auch riesige Luftballons und ein Papierschnipselregen am Schluss durften nicht fehlen bei der fröhlichen, ausgelassenen Pop-Party.

Dass ihm seine Anhänger am Herzen liegen, hat Jared Leto gezeigt, als er mitten in einem Song plötzlich das Konzert unterbrach. "Are You Okay?", fragte er ein Mädchen aus dem Publikum, dem offenbar im Gedränge übel geworden war. Erst nach ihrem Finger-nach-oben-Zeichen ging es weiter.

Jared Leto ging vor seinen Fans in die Knie
Jared Leto ging vor seinen Fans in die Knie © Jürgen Fuchs

Dass sich das Songmaterial der "Marsianer" vom Alternative-Rock der Anfangsjahre längst zum Teflon-Pop entwickelt hat, kümmerte die Konzertbesucher wenig. Am Ende der rund 90minütigen Show holte Leto noch einmal massenweise "Crazy People" auf die Bühne, mit dem Song "Closer To The Edge" ging es ins fulminante Finale. Ende gut, Selfies gut, alles gut, alle glücklich.

Badewanne mit Eiswürfeln

So divenhaft Jared Leto wirken mag, in Graz gab es "Backstage" keine großen Extrawünsche. Laut Stadthallen-Chef Christof Strimitzer sprang Leto direkt aus dem Van zum Soundcheck auf die Bühne. Nach dem Konzert musste nur eine Badewanne mit Eiswürfeln bereit gestellt werden. Allerdings nicht für Jared Leto - sondern seinen Bruder Shannon.