Das nennt man wohl Kontrastprogramm: Anfang August füllte der ehemalige Straßenmusiker und nunmehrige Pop-Darling Ed Sheeran mit seiner One-Man-Show das Happelstadion - und gestern spielte US-Kollege Justin Timberlake in der restlos ausverkauften Wiener Stadthalle auf. Im Gegensatz zu Sheeran hat Timberlake eindrucksvoll gezeigt, dass er von Minimalismus gar nichts hält. Da war alles viel und groß: Die elfköpfige Band, vier Backgroundsängerinnen und -sänger, sechs Tänzerinnen und Tänzer - und mittendrinnen der 37jährige Superstar, der alle Register eines hochprofessionellen Entertainers zog.

Das war ganz großes Pop-Kino, das Timberlake und sein Geschwader da abgezogen haben. Die Tanzeinlagen waren fulminant, die Band außerordentlich knackig, die Inszenierung top. Die Laufsteglandschaft zog sich mitten durch die Stadthalle. Die Deko - und streckenweise auch die Show - waren allerdings hart an der Kitschgrenze. Überall Plastikbäume, aus dem Boden wuchs Gras (!), und im Mittelteil loderte sogar ein Lagerfeuer auf dem Laufsteg. Damit wollte Timberlake wohl unmissverständlich klarmachen, dass er jetzt der "Man Of The Woods" ist, so auch der Titel der aktuellen CD und der Tour. Natürlich durfte da auch das Karohemd nicht fehlen, in das der Naturbursche schlüpfte.

Ansonsten war aber alles so, wie es sich die Fans erwartet haben. Viel Rummel, viel Dance, viel Party, viele Hits. "Senorita", "My Love", "Cry Me A River", "Rock Your Body" und "Can't Stop The Feeling" als Abschluss einer zweistündigen Show, in der der Hauptdarsteller keine Sekunde ruhig stand. Justin Timberlake ging immer wieder auf Tuchfühlung mit den Fans, hatte sogar einige Sätze auf Deutsch parat, und servierte seinen Musikern zwischendurch ein "Stamperl". Für das anschließende "Prost" erntete er Zusatzapplaus.

Fazit: Der ehemalige Teenie-Star ist längst erwachsen geworden - und mit ihm seine Musik. Die Augen haben mächtig Ohren gemacht - aber weniger wäre vielleicht mehr gewesen. Weniger High School-Musical, mehr Pop-Konzert. Und bitte das nächste Mal Gras und Lagerfeuer weglassen!