Das Nova Rock 2018 ist Geschichte. Mit dem Auftritt der Heavy-Metal-Legenden Iron Maiden endete das viertägige Festival im Burgenland. Auf der Bühne machten die Briten eine Reise durch verschiedene Epochen, mehrmals wurde während des zweistündigen Sets das (imposante) Bühnenbild gewechselt. Einmal schwebte ein Flugzeug über den Köpfen der Musiker, das andere Mal fanden sie sich in einer Kirche samt Kronleuchter wieder.

Eine Rock-Operette par excellence. "Wir lassen heute die Musik sprechen", verlautbarte Sänger Bruce Dickinson nach dem ersten Lied "Aces High". Dem Publikum gefiel jedenfalls, was es da zu hören bekam: In den ersten Reihen wurden schon nach ein paar Takten mit den Händen das Teufelshorn geformt. Generell waren sehr viele junge Fans vor der Bühne zu sehen. Für Rock-Nachwuchs ist also gesorgt.

Wenig Diversität

Auf der Red Stage sorgten indes die Bloody Beetroots mit ihren mit Elektrobeats versetzten Gitarrenriffs für Stimmung. Wer dabei vor der Bühne stehend keinen Tinnitus bekam, war ohnehin schon in den vergangenen Tagen taub geworden. Bei den Italienern war aber deutlich weniger los.

Mit lieb gewonnenen Traditionen bricht man bekanntlich ja nicht. Im Falle des Nova-Rock-Festivals im Burgenland hätte jedoch mehr Diversität dem viertägigen Line-up zeitweise gutgetan. Bei Bands wie Limp Bizkit oder Avenged Sevenfold war der Bereich vor der größeren Blue Stage zwar gesteckt voll, andere Künstler zogen hingegen nicht so sehr.

Veranstalter Ewald Tatar zeigt sich dennoch zufrieden mit dem Festival. „Die ersten beiden Tage waren wegen des Regens eine Herausforderung für uns und die Besucher. Es hat sich jedoch alles entspannt“, resümiert er. Auch Polizei und Rotes Kreuz ziehen eine positive Bilanz. Die Veranstaltung sei ruhig verlaufen.

Ruhiges Festival

Laut Exekutive gab es keine Körperverletzungen, lediglich Handydiebstähle standen an der Tagesordnung. Rund 250 Beamte waren pro Tag im Einsatz. Das Rote Kreuz musste indes rund 2000 Patienten versorgen. Großteils bedurften überknöchelte Fußgelenke und Kreislaufprobleme einer Behandlung.

220.000 Festivalgäste besuchten das Nova Rock, eine Zahl, die Tatar zuversichtlich für das kommende Jahr stimmt. Zumal mit Die Ärzte bereits ein Headliner für 2019 bekannt gegeben wurde. Die Deutschen spielen seit Langem wieder in Österreich – wohl ein Besuchermagnet.

Ur-Drummer spielte mit

Dieser waren gestern am späten Nachmittag Billy Talent. Die Kanadier verstanden es, trotz drückender Hitze die Besucher vor der Bühne bei Laune zu halten. Mit treibenden Riffs und dem soliden Gesang von Sänger Benjamin Kowalewicz fiel es ihnen auch nicht sonderlich schwer. Die Show war dennoch aufs Wesentliche reduziert und brachte wenig Neues. Die einzige Überraschung blieb die Rückkehr von Ur-Drummer Aaron Solowoniuk. Der an MS erkrankte Musiker gab für zwei Lieder den Takt vor.

Der finale Tag am Nova Rock fing so an wie der dritte: Es war schwül, die Sonne brannte vom Himmel und das Bier floss wieder in Strömen. Hauptverantwortlich für den Bierkonsum waren am Sonntag ausnahmsweise nicht die Festivalbesucher selbst, sondern Wendis Böhmische Blasmusik, die um die Mittagsstunden auf der Red Stage ordentlich Gas gab.

Der Frühschoppen ist mittlerweile zur lieb gewordenen Tradition am Festival geworden. Den Besuchern taugte es ziemlich, das Konzert erfuhr mehr Zuspruch als so manch anderer Act davor. Da wurde Crowdsurfing betrieben, geschunkelt und mitgeklatscht. Das Freibier sorgte endgültig für die Volksfeststimmung. Vielen war der Bierkonsum der vergangenen Tage anzusehen.

Die Briten Enter Shikari durften in der drückenden Schwüle des Tages ran. Und viele Festivalgäste kamen. Eine gute Wahl, denn die Post-Hardcore-Band zeigte ordentlichen Einsatz auf der Bühne. Generell kann man bislang heute, Sonntag, keiner Band den Willen absprechen. Durchgehend energiegeladene Auftritt gab es zu sehen.

So auch bei Enter Shikari, die vor allem von Frontman Roughton „Rou“ Reynolds angetrieben wurden. Reynolds sprang wie ein Duracell-Hase 90 Minuten durch die Luft. Dabei kam das gesamte musikalische Repertoire der 2003 gegründeten Band zur Geltung. "Wie lang seid ihr schon hier?", fragte er in die Menge. Als von manchen Händen die Zahl Fünf abzulesen war, blieb sein Mund offen stehen. Die Briten packten harte Gitarren, Elektrobeats und eingängige Melodien aus. Zeitweise klangen sie ähnlich wie ihre Landsmänner Everything Everything.

Passenger mit viel Gefühl

Danach kam der Singer-Songwriter Passenger auf die Bühne. Der Schotte ist mit seinem Hit "Let Her Go" bekannt geworden, dass er noch andere Lieder im Köcher hat, davon überzeugte er das Publikum mit viel Feingefühl. Und das alleine, denn er trat den Leute nur mit seiner Gitarre und Stimme gegenüber. "Ihr seid heute meine Band", lud er alle ein, die den Weg zur Red Stage gefunden hatten. Was folgte war ein erfrischend herzerwärmendes und auf das Wesentliche reduziertes Konzert.

Um 13.05 Uhr legte die Ska-Band Less Than Jake mit Bläser los. Mit der Trompete wurde ein Rock-Marsch vorgeben, der mit Schmäh am Leben gehalten wurde. Dass die Band eine Partynacht in Prag ohne Schlaf hinter sich hatte, sah man lediglich Sänger Chris Demakes blasser Hautfarbe an. "Bei mir läuft es, ich hatte zuvor Kaffee und Weed und jetzt spiele ich ein Konzert", freute er sich.

Anschließend wurden Fans und sogar ein Kameramann auf die Bühne geholt. Die Mannen aus Florida sind sich ihrer mittlerweile eingetretenen Bedeutungslosigkeit bewusst. Was sie ablieferten war nichts Besonderes, aber es machte Spaß. "Das gute an uns ist, dass wir nur alte Songs spielen, neue sind meist eh scheiße", sagte Sänger Chris.