Die israelische Schauspielerin und Sängerin Daliah Lavi ist tot. Lavi sei bereits am Mittwoch in ihrer Wahlheimat Asheville im US-Bundesstaat North Carolina gestorben, sagte eine Mitarbeiterin des zuständigen Bestattungsinstituts am Donnerstag der dpa. Zuvor hatten "Bild" und die "Asheville Citizen Times" über den Tod der Sängerin berichtet.

"Es war keine Frage von Wochen mehr, sondern eine von Tagen. Eine konkrete Krankheit gab es nicht, es war eine generelle Schwäche", sagte ihr deutscher Manager Wolfgang Kaminski gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. "Ihr Tod ist sehr rätselhaft, denn es gab keine tödliche Diagnose. Daliah war eine zerbrechliche Person. In den letzten Wochen bemerkte ich am Telefon, dass ihre Stimme immer kraftloser wurde", erklärte Kaminski der "Bild"-Zeitung.

Lavis Karriere war von Zufällen geprägt, die sie erst zum Leinwand- und dann zum Bühnenstar gemacht haben. Geboren am 12. Oktober 1942 (nach anderen Angaben 1940) in Haifa im heutigen Israel, holte sie schon früh der erste Zufall heraus aus der deutschen Gemeinde im Norden Israels, in der sie aufwuchs: Als Zehnjährige lernte Lavi den Schauspieler Kirk Douglas kennen, der gerade einen Film in Israel drehte. Er ermöglichte dem Mädchen eine Ballettausbildung in Stockholm. Doch der Traum von der Primaballerina platzte - für eine Ballettkarriere war Lavi zu groß. Das unverschuldete Scheitern ihrer Laufbahn als Tänzerin war für sie die "größte Enttäuschung" ihres Lebens.

Eine Enttäuschung, der jedoch große Erfolge folgen sollten: Zurück in Israel modelte die junge Lavi, einem Filmproduzenten gefiel das Bild der 17-Jährigen - mit Zufall Nummer zwei begann die Karriere als Schauspielerin. Zwischen 1960 und 1971 war sie in rund 40 Filmen zu sehen. Sie spielte als Indianerin Paloma neben Lex Barker in "Old Shatterhand" und arbeitete mit großen Schauspielern wie Yul Brynner, Dean Martin oder Curd Jürgens.

Im Jahr 1969 begann außerdem ihre Karriere als Sängerin - wieder mit einem Zufall. Ein Freund bot ihr an, israelische Songs in seiner Sendung im britischen Fernsehen zu singen. Wenig später bekam sie ihren ersten Plattenvertrag, "Love Song" hieß das erste eigene Stück. Aus "Love Song" wurde kurz danach das "Liebeslied jener Sommernacht" - der erste deutsche Titel und gleich ein Erfolg. Wenig später schaffte sie es mit "Oh, wann kommst du" bis auf Platz vier der deutschen Single-Charts. Es ist zwar ein Ohrwurm, aber kein Hit zum Mitgrölen: Obwohl die Melodie fröhlich ist, lassen Zeilen wie "Wenn du gehen willst, lass ich dich gehen" die Hörer ein bisschen melancholisch zurück.

Lavi sang auch auf Italienisch, Französisch und Spanisch, aber im Deutschland der 70er- und 80er-Jahre feierte sie die größten Erfolge. 1995 zog sie sich aus der deutschen Öffentlichkeit vorerst zurück - bis 2008 in der ZDF-Show "Willkommen bei Carmen Nebel" ein kleines Comeback begann, das gleichzeitig der Abschied werden sollte. "Ich glaube wirklich, dass es mein letztes Mal ist", sagte sie über ihr Abschiedsalbum "C'est la vie" und hielt sich daran. Lavi war seit 1977 in vierter Ehe mit dem US-Industriellen Chuck Gans verheiratet, das Paar lebte in den USA. Beide hatten jeweils zwei Kinder mit in die Ehe gebracht.

Als singende Botschafterin in Deutschland hat sich Daliah Lavi einmal bezeichnet. Vielleicht waren es die oft schwermütigen Texte, die melancholischen Blicke, die sie aus dem fröhlichen deutschen Schlager-Einerlei heraushoben und so erfolgreich machten.

Daliah Lavi
Daliah Lavi © APA/Roland Witschel