Nun scheint es fix. Der ehemalige Chefredakteur der deutschen "Bild"-Zeitung wird vom Axel-Springer-Verlag verklagt. Das berichtet der "Spiegel". Es soll sich um eine "Millionenklage" handeln, so der "Spiegel". Julian Reichelt musste nach öffentlich gewordenen Vorwürfen von Machtmissbrauch und sexuellen Abhängigkeitsverhältnissen seinen Posten räumen. Seit letzter Woche wurde die Causa gleich mehrfach neu beleuchtet.

Springer-Verlagschef Mathias Döpfner wurde wegen geleakter Chats belangt, ein neuer Roman ("Noch wach?") behandelt (verklausuliert, aber dennoch) das Machtzentrum hinter der "Bild"-Zeitung und ein neuer Podcast ist erschienen – heute wurden zwei neue Episoden veröffentlicht.

Ein Podcast voll journalistischem Ekel

Pia Stendera und Lena von Holt haben mit mehr als 40 Angestellten und Ex-Angestellten des deutschen Springer-Verlags gesprochen. Mehr als ein Jahr haben die beiden Journalistinnen investigativ recherchiert und versucht, die Frage zu klären, wie es zum Fall Julian Reichelt hatte kommen können. Der Chefredakteur der "Bild"-Zeitung musste nach schweren Vorwürfen von Machtmissbrauch und sexuellen Vorwürfen abtreten.

"Boys Club" – so arbeitet die "Bild"

Im gerade gestarteten Podcast "Boys Club – Macht und Missbrauch bei Springer" von Spotify wird aber nicht nur dem Fall Reichelt nachgegangen, es geht um ein insgesamt toxisches Mediensystem. Und um zu verstehen, wie manche Medienhäuser im Inneren ticken, ist der Fall Reichelt augenöffnend. Eine Mitarbeiterin etwa erzählt von jeder Menge Alkohol "Sekt am Morgen war normal", um den Druck auszuhalten und für Reichelt abzuliefern. Aber auch, wie sie 20 Kilo abgenommen hatte, einfach, um dem "Gesamtbild einer Reporterin" zu entsprechen. Die Devise dabei war immer: "Wenn du bei 'Bild' sein willst, musst du 'Bild' werden." Da durften auch moralische Bedenken keine Rolle mehr spielen, und ein zur Schau gestellter Protagonist einer Geschichte wurde einfach am Handy blockiert, weil man mit den negativen Konsequenzen, die eine Geschichte für ihn hatte, nicht konfrontiert werden wollte.
Der Vorstandsvorsitzende des Axel-Springer-Verlages, Mathias Döpfner, hat übrigens gerade mit geleakten Chats selbst für negative Schlagzeilen gesorgt. Die "Zeit" veröffentlichte rassistische, antisemitische und andere problematische Aussagen Döpfners.
Jeden Montag erscheinen zwei Episoden des insgesamt achtteiligen Podcasts, an dem auch Satiriker Jan Böhmermann und die österreichische Journalistin Hanna Herbst mit ihrer Produktionsfirma TRZ beteiligt sind. Fazit: tolle Recherche, tiefe Abgründe.