Erstmals seit Kriegsausbruch standen die ukrainischen Song-Contest-Starter auf einer internationalen Bühne: Tali Eshkoli, die Organisatorin von "Israel Calling", einem Prä-Event zum ESC, hat es möglich gemacht. Initiiert als Miteinander der Talente ohne Konkurrenzkampf mit einem Rahmenprogramm zum gegenseitigen Kennenlernen neben der weltweit gestreamten Liveshow aus einer Sportarena als Höhepunkt; unterstützt u. a. von den Ministerien für Tourismus und Foreign Affairs. Mit Emmelie de Forest holte man auch eine ehemalige Song-Contest-Gewinnerin (2013 mit "Only Teardrops" für Dänemark) ins Heilige Land.
Alle Augen waren aber auf sechs Musiker gerichtet: Es war der empathischen TV-Produzentin Eshkoli und ihrer rechten Hand Shai Barak also gelungen, das Kalush Orchestra nach Tel Aviv zu bekommen. Die Mitglieder der sechsköpfigen Band, die sich durch den Krieg verstreut an verschiedenen Orten der Ukraine aufhielten, schafften die Flucht nach Krakau, von wo sie eingeflogen werden konnten.
Sie wurden beim Konzert, wo auch die österreichischen Hoffnungsträger DJ Lumix & Pia Maria ihr "Halo" performten, von 3500 Besuchern stürmisch gefeiert, während nur unweit ein Terroranschlag die Stadt erschütterte. In der Arena war die "Israel Calling"-Show aber nicht abgebrochen worden.
Die Botschaft der Ukrainer ist klar: "Mit unserem Auftritt wollen wir alle ermutigen, für den Frieden aufzustehen. Ein Lied kann die Welt nicht verändern, aber es kann helfen. Und jede Art von Sieg ist für die Ukraine derzeit wichtig", sagt Bandgründer Oleh Psiuk hinsichtlich der Wettquoten. Bei den Buchmachern ist die Ukraine klarer Favorit auf den Sieg vor Italien am 14. Mai in Turin.

Der Beitrag der Ukraine 2022, "Stefania", ist ein dynamischer Crossover-Mix aus Folklore, Rap und Hip-Hop mit Flöten-Instrumentalteilen auf der Sopilka, einer in der Ukraine gespielten Kernspaltflöte. Er ist eine Verbeugung vor den Müttern, die ihre Kinder stets beschützen wollen. "Stefania" steht stellvertretend für sie alle. "Metaphorisch kann man es auch als Lied über unsere Heimat, Mutter Ukraine verstehen", erklärt die Band. Und appelliert: "Der Krieg scheint für manche vielleicht weit weg, aber es gilt ihn zu beenden und gleichzeitig zu verhindern, dass er noch woanders ausbricht."

Von Tel Aviv aus ging es mit den anderen ESC-Delegationen nach Amsterdam, wo "Eurovision in Concert" als weiteres Prä-Event für die Song-Contest-Fans veranstaltet wird. Dann will das Kalush Orchestra vor Turin (Halbfinale am 10. Mai) noch einmal nach Hause: "Wir müssten nicht, sind vom Wehrdienst befreit, aber wir wollen zu unseren Familien", sagen die Musiker. Hier ihr Auftritt in Tel Aviv:

Hier das Opening der "Israel Calling"-Liveshow mit Flaggen-Parade in der Sportarena von Tel Aviv: