Martin Margiela ist anders. Das mag in der Modebranche Normalzustand sein, aber ein Satz von ihm zeigt, wie sehr er eben nicht Teil der Branche sein will und nie wollte: "Mir gefällt die Vorstellung nicht, berühmt zu sein". Kokettieren ist das keines, der Modedesigner hat sich immer dieser Mode-Öffentlichkeit entzogen, 2009 folgte der Abschied. Und es ist tatsächlich eine Sensation, dass Regisseur Reiner Holzemer für die Doku "Martin Margiela - Mythos der Mode" (im Original: Martin Margiela: In His Own Words), die nun auf Arte zu sehen ist, vor die Kamera geholt hat. Natürlich nicht Face to Face: Man sieht seine Hände und lauscht seinen Erklärungen, wie er sein Privatarchiv durchstöbert und so seine eigene Geschichte erzählt: Vom kleinen belgischen Buben, der schon als Kind "Designer in Paris" werden wollte und mit den Stoffresten seiner schneidernden Oma Entwürfe mit Musterproben anfertigte. Natürlich kommt die Haute volée der Modebranche zu Wort: Carine Roitfeld, Lidewij Edelkoort oder Jean Paul Gaultier. Margiela war ein Vorreiter, in vielen Dingen: Er verarbeitete Second-Hand-Mode,  fand seine Models beim Street Casting und machte seine Modeschauen zu Happenings. Was die Doku jedoch auch zeigte: Talent, Vision, Innovation, alles vorhanden und doch hat es am Ende finanziell nicht gereicht, die Marke wurde ab 2002 Stück für Stück an den Diesel-Konzern verkauft.